Noch ein Nachtrag: Diesmal zu Perry Rhodan

Ungefähre Lesezeit (inklusive Fußnoten): 2 Minuten

Soeben habe ich Band 16 von Perry Rhodan „Finale für Ferrol“ zu Ende gelesen. Es für mich war wieder einmal spannend – vor allem wie am Ende alles kulminiert ist – und plötzlich alle vorher getrennten Akteure wieder vereint. Und die Geschichte zu einem unerwarteten Abschluss gekommen. Wenn auch mit einigen – oder gar vielen – logischen Ungereimtheiten. Doch damit kämpft auch die neue Serie von Beginn an. Ich versuche mir immer wieder klar zu machen, warum ich mittlerweile diese Neo Serie dennoch fasziniert – wenngleich nicht so wie die Originalserie in meiner Jugend – lese. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach vielen Jahren, in denen ich überwiegend nur Fachliteratur gelesen und verarbeitet habe (wohlgemerkt: gerne und freiwillig) nun auf einmal wieder auf eine ganz andere Art entspannen kann.

Es kann jedenfalls weder an den technischen Visionen liegen, von denen ich weiß, dass sie in dieser Form nie existieren werden (jedenfalls nicht in der physikalischen Welt, in der wir Menschen leben), noch an den Mutanten. Zugegeben: Telepathie, Teleportation und Telekinese hielt ich in meiner Jugend immerhin für möglich. Als Psi Fähigkeiten hatte ich sie fasziniert zur Kenntnis genommen. Mittlerweile weiß ich, dass auch das nicht möglich ist. Daneben sind manch andere Psi Fähigkeiten der neuen Serie echt „spooky“ (wie etwa die von Sue Mirafiore) – war das früher schon so? Ich kann mich nicht mehr gut genug erinnern. In der Serie insgesamt sind viele Parafähigkeiten nicht wirklich glaubwürdig und für mich ein klarer Fall von Esoterik, die ich eigentlich strikt ablehne. Das einzige, was mir glaubwürdiger erscheint ist, dass die Paragaben enorme Energie „kosten“ (wenn auch hier wiederum der ständige Erschöpfungszustand der Mutanten nervt). Insofern taugen sie tatsächlich nur als „Geheimwaffen“, die man sich als Otto-Normalbürger in so manch aussichtslosen Situationen wünscht.

Auch die politischen Akteure und gezeichneten Strukturen (ich lese gerade den Administrator) ist nicht wirklich den Realitäten nachgezeichnet. Es wäre in meinen Augen völlig ausgeschlossen, dass die Nationen auf einmal nicht mehr, wie zu Beginn noch beschrieben, um ihre Vormachtstellungen kämpfen. Eine „terransiche Union“ klappt ja (leider) noch nicht einmal auf der einfachsten Ebene der UNO. Völlig unverständlich bleibt für mich, dass es ansonsten keine „Gegenspieler“ gibt. Als wären die Nationalstaaten alleine, hier vor allem die USA, das Übel. Wo sind die transnationalen Konzerne als Akteure? Es wären mindestens auch radikale religiöse und politische Eiferer und Fundamentalisten zu erwarten, die querschießen und Sabotage versuchen. In einem ungeschützten Terrania mit verheerenden Folgen. Leider wird auch die Hauptfigur, also Perry Rhodan selbst, nicht mehr so dargestellt, wie in der Ursprungsserie. Hierzu gibt es einen wirkliche gelungenen Kommentar an dieser Stelle.

Es ist also nicht der Realitätsgehalt – und leider auch nicht mehr die Hauptfigur – der oder die mich an der Serie fasziniert. Insgesamt gibt es erhebliche „Längen“ in den einzelnen Romanen (es sind übrigens, wie ich finde, sehr gute Rezensionen auf http://www.sf-radio.net/buchecke/perry_rhodan/ zu finden). Deshalb bleibe ich dabei: Es ist die Idee, dass in den meisten Menschen etwas Gutes steckt, das in solchen Abenteuern hervorgehoben wird und zum Tragen kommen soll. Die Charaktere finde ich in manchen Fällen genauer, manchmal auch deshalb schön beschrieben, weil sie widersprüchlicher, und damit tatsächlich realer als Menschen geschildert werden (es kann aber sein, dass mich auch hier meine Erinnerung trügt). Immerhin also kann man in der Serie auch mal von einer „geeinten“ Menschheit träumen. Ein Träumen, das ich wahrscheinlich am Ende dieser Staffel aufhören werde, da mir der Gesamtentwurf zu inkonsistent ist.