Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (2)

geralt - hmd-4140960 - virtuelle Realität
Ungefähre Lesezeit (inklusive oft umfangreicher Anmerkungen in Form von Fußnoten): 36 Minuten

Obwohl sie den militärisch-industriellen Komplex als Ganzes sowie den politischen Prozess, der ihn hervorgebracht hatte, ablehnten, lasen Hippies von Manhattan bis Haight-Ashbury Norbert Wiener, Buckminster Fuller und Marshall McLuhan. Durch ihre Schriften lernten die jungen Amerikaner eine kybernetische Vision der Welt kennen, in der die materielle Realität als Informationssystem vorgestellt werden konnte.

Fred Turner 2008, S. 4f[1]Turner, Fred (2008): From Counterculture to Cyberculture. Übersetzung durch DeepL.

Als ich 2016 über die Frage digitaler Räume – vor allem was sie kennzeichnet – zu schreiben begann, griff ich auch auf die oben genannten kybernetischen „Visionen von Bewusstsein und Gemeinschaft“[2]„As Stewart Brand’s migrations across the 1960s suggest, New Communalist visions of consciousness and community had become entangled with the cybernetic theories and interdisciplinary … Continue reading zurück, in denen die menschliche Gemeinschaft im virtuellen Raum „zu sich selbst“ und zu einem neuen Bewusstsein finden sollte.[3]„Während der 1980 verstorbene McLuhan sich zum ‚Cyberspace’ nicht mehr äußern konnte, findet für Leary in den virtuellen Weiten des Internets die Menschheitsgemeinschaft zu sich selbst … Continue reading Auch die Cyberpunk Trilogie von William Gibson baute nämlich auf diese Visionen auf. Gibson kreierte mit dem darin auftauchenden Begriff des Cyberspace, den ich sehr gerne verwende, „eines der populärsten Techno-Wörter überhaupt“.[4]„‚Cyberspace‘ ist eines der populärsten Techno-Wörter überhaupt geworden, das vielfältig verwendet wird und mit dem ursprünglichen Kontext, für den Gibson es erfunden hat, … Continue reading Als Begriff und Idee bezieht sich Cyberspace zentral auf die Idee der Vernetzung von Menschen[5]„In the near future, more than twenty million Americans will use com­puters to establish intense interactive partnerships with otherinhabitants of cyberspace“ (Leary, Timothy (1994): … Continue reading und die Modellierung der materiellen Welt als Information auf Computern. Damit stellte er den „‚Einstieg‘ in eine künstliche (Medien)Realität“[6]Neuhaus 2006 dar, deren technische Verwirklichung 1984 zwar noch nicht möglich, aber als Vision deutlich sichtbar war.[7]Karlheinz Steinmüller, zitiert nach Neuhaus 2006. Jaron Lanier machte parallel dazu den Begriff der virtuellen Realität stark, indem er den zunächst fiktiven Cyberspace technisch umzusetzen versuchte. Das war keineswegs ein Zufall, denn Gibson und er waren im gleichen kollaborativen Netzwerk aktiv, das aus diesen frühen Visionen entstanden ist.[8]William Gibson und Jaron Lanier kannten sich über das aktive „Global Business Network“, siehe Exkurs.

Die kollaborative Blogreihe

Die informationstechnische Idee des Cyberspace ist für mich die Vorlage, auf welcher der globale Informationsraum als medialer Raum aufbauen kann. In den gleich folgenden Ausführungen beziehe ich mich bezüglich des Informationsraumes auf die wichtigen und erhellenden Ausführungen des ISF München, insbesondere von Andreas Boes und Tobias Kämpf,[9]Über diese beiden durfte ich 2015 das Konzept im Rahmen einer Projekttagung kennenlernen, was einen wichtigen Auslöser meiner eigenen Beschäftigung mit diesem Thema darstellte. aber auch von Andrea Baukrowitz und Rudi Schmiede. Die leitende Idee, die mich nach wie vor treibt, ist die sozialontologische Feststellung, dass Menschen als Akteure im Raum sind und erst ihre zielgerichteten Handlungen überhaupt Räume, im Unterschied zu physischen Orten, konstituieren. Diese Fundierung kann nur medial und kollaborativ vonstatten gehen, wie der erste Teil dieses Beitrags zeigen sollte. Dieser zweite Teil setzt die Erkundung auf zweierlei Weise fort.

  1. Zum einen knüpft er direkt an den ersten Teil, der Medienbetrachtungen anhand von Marshall McLuhans Überlegungen zum Inhalt hat, an, um damit die Perpektive auf den globalen Infomationsraum als medialen Raum grundzulegen.
  2. Zum anderen werde ich in diesem Teil die Erkenntnisse des ersten Teils mit der Theorie der Informatisierung verheiraten. Von da aus geht es weiter zur kollaborativen Fragen einer Gruppenkognition.
  3. Der Kern ist in diesem Beitrag die Auseinandersetzung damit, wie sehr die kybernetische Umdeutung des Informationsbegriffs einen Blick auf menschliche Kollaboration in Organisationen verdunkelt.

Als Blogeintrag sollte dieser Beitrag gut lesbar sein, auch hier binde ich Medien zur Erläuterung ein.[10]Darüber hinaus habe ich speziell für diesen Beitrag DeepL für Windows genutzt – mit einer sehr guten Erfahrung bezüglich der Übersetzungsleistung. Er ist am Ende deutlich kürzer als die angegebenen Minuten an Lesezeit nahelegen. Bevor es losgeht noch ein Überblick über die Serie insgesamt:

  1. Der digitale Handlungsraum (1)
  2. Handeln im Cyberspace (2)
  3. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (3-1)
  4. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (3-2)

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Das Beitragsbild wurde unter dem Stichwort Virtuelle Realität (VR) auf Pixabay gefunden. Sucht man auch auf Pexels danach und schaut sich die Bilder an, dann entsteht sehr schnell der Eindruck, dass eine VR wohl einsam macht. Jedenfalls zeigen sie meist nur Individuen mit entsprechenden Brillen, wie eben hier. Zugleich scheint er „high“ zu machen gemäß dem Motto: „Turn on, Tune in, Drop out!“[11]Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten, S. 13.
Insofern zeigt dieses Bild auf der anderen Seite sehr gut, dass die Technik genauso wie die Idee des Cyberspace auf der Vorstellung einer Bewusstseinserweiterung beruht, die in der Hippie-Zeit durch Drogen wie etwa LSD gesucht wurde. „Virtual Reality ist, wie LSD, eine Erfahrungstechnologie“[12]A.a.O., S. 11.
Bild: geralt – hmd-4140960 auf Pixabay. Lizenzfreie Verwendung unter den Bedingungen von Pixabay.

Vom Cyberspace zum Informationsraum

Die Idee, dass die materielle Welt als ein Informationssystem betrachtet werden könnte, das Computern nachempfunden ist, entstand nicht erst mit dem Internet, sondern schon viel früher, nämlich in den staatlich geförderten Forschungslabors des Zweiten Weltkriegs und insbesondere im Strahlungslabor des MIT.

Fred Turner 2008, S. 15[13]„The idea that the material world could be thought of as an information system and modeled on computers emerged not with the Internet, but much earlier, in and around the government-sponsored … Continue reading

William Gibson hat mit dem Cyberspace „die Vorstellungskraft angefeuert und ein genial eingängiges Wort geschaffen“.[14]Neuhaus 2006 Nicht nur ein Wort: Am Ende von Neuromancer ist „die komplette Matrix empfindungsfähig“ und hat so etwas wie „einen eigenen Willen“.[15]Gibson im Interview: „At the End of Neuromancer, the Matrix is sentient. It has, in some ways, one will“ (In: Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, Sektion II, S. 23. Kursiv im … Continue reading Auf diese Metapher greifen auch Filme wie etwa Matrix und Tron zurück. Er selbst kennzeichnete den Cyberspace als fiktiven Handlungsraum bzw. eine „konsensuelle Halluzination“.[16]In obigem Interview berschrieb er diesen Raum so: Cyberspace is „a consensual hallucination that these people have created […] It’s not really a place, it’s not really space. … Continue reading Dort werden die „Dinge zu Medien“,[17]„Das gleiche gilt für den Cyberspace, wie Leary ihn sich vorstellt: ebenso wie der Drogentrip eröffnet und bedingt er Räume des Imaginären, stellt sie her und bereit, macht sie … Continue reading weil sich die „Räume des Imaginären und des Symbolischen“ verbinden.[18]A.a.O. Hierin allerdings täuschte sich Gibson, denn der Cyberspace ist „nicht weniger real“ als die physische Welt.[19]„In Cybercafés und ‚Chatrooms‘ wird ebenso geflirtet oder über andere getratscht wie an realen städtischen Orten […] Die ’soziale Dichte‘ der Gesellschaft – … Continue reading Seine Realität „ist lediglich eine notwendig technisch vermittelte“ mediale Wirk-lichkeit, deren Handlungsfolgen jedoch – wie in den Filmen dargestellt – genauso „real sein können.“[20]„Die häufig verwendete Bezeichnung ‚Realwelt‘ für die bekannte, traditionelle soziale Welt ist irreführend, weil der Cyberspace nicht weniger real ist. Die in ihm herrschende Realität … Continue reading Während die meisten damaligen technischen Lösungen mittlerweile „tote Medien“[21]Neuhaus 2006 sind, weil es nichts an Computern oder in einem Computernetz gibt, „was notwendigerweise“ dazu führt, dass „die Bildung inniger, wenn auch geografisch verteilter Communities“[22]Turner 2008, S. 3. Übersetzung mit Hilfe von DeepL, kursiv durch mich. stattfindet, bleibt eine folgenschwere und bis heute anhaltende Missinterpretation des gemeinschaftlichen Denkens und kollaborativen Handelns von Menschen. Im virtuellen Raum scheint es weitgehend nur physisch technische Vernetzungsmöglichkeiten zu geben, zu gemeinschaftlichen Handlungen zu kommen. Das hat zentral damit zu tun, dass die Kybernetik als damalige „Leitwissenschaft“ eine naturalistische Umdeutung des Informationsbegriffs bewirkte[23]„But cybernetics are the stuff of which the world is made. Matter is simply frozen information“ (Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, S. 9.). Siehe hierzu weiter Punkt 2.4. und Computer lange Zeit als persönliche Möglichkeit der Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen betrachtet wurden.[24]„If we are to stay free, we must see to it that the right to own digital data processors becomes as inalienable as the constitutional guar­antees of free speech and a free press“ … Continue reading


Exkurs: Die kollaborative Geburtsstunde der Kybernetik

Die hier dargelegten Argumente zeigen etwas anderes: Dass das Internet einfach die Übernahme einer weiteren Tätigkeit (der Telekommunikation) durch die digitale Datenverarbeitung darstellt, die lange Zeit auf analogen Techniken beruhte.

Paul E. Ceruzzi 2003, S. 347[25]„The evidence presented here suggests otherwise; that the Internet simply represents yet another takeover, by digital computing of an activity (telecommunications) that had a long history based … Continue reading

Entstanden sind die kybernetischen Ideen und der daraus resultierende Sprachgebrauch durch den „kollaborativen Arbeitsstil der militärischen Forschung des Kalten Krieges“: nämlich dadurch, dass diese Arbeitsweise „mit der kommunitären sozialen Vision der Gegenkultur zusammenkam“.[26]„It began in the wake of World War II, as the cybernetic discourse and collaborative work styles of cold-war military research came together with the communitarian social vision of the … Continue reading Erst die kollaborative Erfahrung machte es möglich, sich Organisationen „als lebende Organismen vorzustellen“[27]Hierauf beruht wesentlich die moderne Systemtheorie, insbesondere mit dem Begriff der Autopoiesis „als Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems“ (Wikipedia: Autopoiesis … Continue reading und die sozialen Netzwerke als natürliche „Informationsnetze“ zu reinterpretieren. Auch der PC entstand als machtvolle Vernetzungsinstanz (nur) deshalb, weil es eine umfangreichen Unterstützung durch Benutzergruppen, informelle Neztwerke, kommerzielle Zeitschriften und lokalen Clubs bei der Entwicklung gab, es also eine kollaborative Basis gab.[28]„But the people at MITS and their hangers-on created more than just a computer. This $400 computer inspired the extensive support of user groups, informal newsletters, commercial magazines, … Continue reading Dies führte wiederum dazu, „den Mikrocomputer als ‚persönliche‘ Maschine“ zu sehen und die entsprechenden Netzwerke als „‚virtuelle Gemeinschaften‘ zu kennzeichnen“,[29]„Over time, the network’s members and forums helped redefine the microcomputer as a ‚personal‘ machine, computer communication networks as ‚virtual communities,‘ … Continue reading die, wie im „globalen Dorf“ von Marshall McLuhan, harmonisch Informationen austauschten.[30]„To a generation that had grown up in a world beset by massive armies and by the threat of nuclear holocaust, the cybernetic notion of the globe as a single, interlinked pattern of information … Continue reading Durch das Internet als Technik „zusammengeschalteter Netzwerke“[31]„Der Ausdruck Internet […] entstand als Kurzform der Bezeichnung interconnected networks (zusammengeschaltete Netzwerke) bzw. des daraus entwickelten Fachausdrucks internetwork … Continue reading wurde der Cyberspace zum digitalen Äquivalent menschlicher Kollaborationen. Erst im Rahmen der Netzwerktechnologien werden die Nutzer:innen – über den Computer als universellem „Medium“[32]„Der entscheidende Veränderungsschub erfolgt seit Ende der 90er Jahre mit der Vernetzung der Computer. Durch die Netzwerktechnologien – vom Server über das Internet bis hin zur … Continue reading und Netzwerkknoten – „zu einem aktiven Teil dieses ‚Cyberspace'“.[33]„Der Nutzer bewegt sich – vermittelt über Repräsentationen oder sogar über technisch erzeugte Perspektiven auf dem Bildschirm und in dreidimensionaler Darstellung – in den … Continue reading

Fred Turner beschreibt in seinem Buch (2008) wie es zum „Global Business“ Netzwerk kam und warum aus den Akteuren der „Counterculture“ Proponenten der „Cyberculture“ geworden sind. Vor allem weist er auf, dass die digitalen Utopien im konkreten Zusammenhang der kollaborativen Arbeitsbedingungen im MIT Ende des zweiten Weltkrieges und von da aus als Ideen in die Entwicklung des Computers und der Netzwerktechnologien eingeflossen sind. „Jede Umgestaltung der digitalen Datenverarbeitung wurde von Menschen mit der idealistischen Vorstellung vorangetrieben, dass die Datenverarbeitung in ihrer neuen Form eine befreiende Kraft sein würde, die viele der Ungleichgewichte ausgleichen könnte […]“[34]„Each transformation of digital computing was propelled by individuals with an idealistic notion that computing, in its new form, would be a liberating force that could redress many of the … Continue reading
Bild: Wired Ausgabe vom November 1994, S. 92.

Mir kommt es bei diesem Exkurs zentral darauf an, die „Vision einer digitalen Gesellschaft“[35]Dittmann 2017 nicht als kausale Ursache der Technologien selbst zu kategorisieren. Ganz im Sinne von Marschall McLuhan handelt es sich auch bei virtuellen Netzwerken um Extensionen zutiefst menschlicher Eigenschaften, die technisch realisiert werden. Sie basiert auf einer kulturellen, gemeinschaftlichen und vor allem medialen Entwicklung, die Felix Stalder mit dem Begriff Digitalität gekennzeichnet hat.[36]„Medien sind Technologien der Relationalität, d.h. sie erleichtern es, bestimmte Arten von Verbindungen zwischen Menschen und zu Objekten zu schaffen. ‚Digitalität‘ bezeichnet … Continue reading Technologie, hier fasse ich noch einmal Teil 1 zusammen, wird immer getan und kein Medium, auch nicht der Computer,[37]Computer „sind Medium der Repräsentation, Speicherung und Verbreitung und gleichzeitig Maschinen der Verarbeitung von Zeichen“ (Rammert 2007, S. 2). existiert „alleine aus sich selbst heraus“ oder ergibt „an sich“ einen Sinn.[38]„In fact […] no medium has its meaning or existence alone, but only in constant interplay with other media“ (McLuhan 1964, S. 32). Der Zweck ergibt sich insbesondere in Organisationen erst aus einem medialen und gemeinschaftlichen Zusammenspiel – basierend auf einer kollaborativen Architektur, sprachlichen Praktiken und einer nichtsprachlichen geistigen Infrastruktur.[39]„Der sprachliche ‚Code‘ gründet auf einer nichtsprachlichen Infrastruktur des intentionalen Verstehens und auf einem gemeinsamen begrifflichen Hintergrund, der tatsächlich logisch … Continue reading Dies ist aus meiner Sicht die ontologische Basis der Ideen des Cyberspace und virtueller Realitäten.


Bewusstseinscomputer

Durch den Kalten Krieg hindurch wird die Idee eines universalen Humanismus aus der Hippie-Ära in die dotcom-Blase transferiert. Figuren wie Steward Brand, Steve Jobs, Bill Gates, Steve Wozniak, John Perry Barlow oder Jaron Lanier sind auf beiden Ufern des gemeinsamen Flusses beheimatet. Die Bücher McLuhans haben sie alle gelesen […].

Florian Sprenger 2011, S. 6[40]Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten

Für Marshall McLuhan und William Gibson vollzieht sich die Vereinigung der Menschen im Cyberspace medial bzw. technologisch. Während in der Vorstellung von McLuhan, der den Cyberspace nicht mehr erlebte, über die elektronischen Medien das Gehirn nach außen „gestülpt“ wird, erfolgt für Gibson die Vernetzung umgekehrt: durch eine „Gleichsetzung von Gehirn und Computer als informationsverarbeitende[…][n] Systeme[…]“[41]Sprenger a.a.O., S. 10. „Digital-graphic appliances are developing a partnership between human brains and computers […] In similar fash­ion, our brains are forming neural-electronic … Continue reading die verdrahtet sind bzw. eingesteckt[42]„I was originally gonna call this book Jacked In“ (Gibson 1994 in Leary, a.a.O.). werden. Das schien ihm deshalb möglich, weil für ihn das Bewusstsein, kybernetisch reinterpretiert,[43]„As Stewart Brand’s migrations across the 1960s suggest, New Communalist visions of consciousness and community had become entangled with the cybernetic theories and interdisciplinary … Continue reading „ein biochemisch-elektrisches Netz ist“.[44]Die Aussage geht im Aufsatz von Florian Sprenger auf Timothy Leary zurück, gilt aber inhaltlich auch für Gibsons Skizze des Cyberspace speziell im Neuromancer. „Wir werden elektronische und … Continue reading Diese spezielle Form und Idee des Bewusstseins wurde schließlich auch medial sehr erfolgreich propagiert: durch die 1993 erstmals erschienene Computerzeitschrift Wired, „welche großen Einfluss auf die Weltanschauung der frühen Internetnutzer“[45]Wikipedia: Wired vom 14.06.24 – und darüber hinaus auch in der Psychologie und Philosophie[46]„Cognitive psychologists in turn began to imagine that the brain was a form of digital hardware and its actions a form of software, that thinking was a type of computing an memory simply a … Continue reading – hatte. Doch „Power to the people“, verstanden als Technologie für den Einzelnen, geht vollständig am kollaborativen Charakter digitaler Medien vorbei.[47]„Power to the people“ means personal tech­nology available to the individual. D.I.Y. Do It Yourselve“ (Leary 1994 a.a.O.).

Telematik

Die Visionen einer dezentralen Gesellschaft und die libertären Praktiken der Computer- und Softwarepioniere, welche von den Großlabors von IBM in die Kleingaragen Kaliforniens zogen, prägten sichtlich die neuen Merkmale des PC: zuhause aufstellbar, nicht von Experten, sondern von Laien direkt nutzbar, mit persönlich zugeschnittener Software, über Bildschirm, Tastatur und Maus bedienerfreundlich, mit Sinn für Spaß und Spiel.

Werner Rammert 2007, S. 4[48]Rammert, Werner (2007): Vom Kommandieren anonymer Rechenknechte zur Interaktivität mit persönlichen Agenten.

Das Thema Netzwerke als „wachsende Verflechtung von Rechnern und Telekommunikationsmitteln“ stellt auch den Ausgangspunkt der Begriffe Telematik und Informatisierung dar.[49]„Früher gab es nur große Rechner; jetzt existiert eine Vielzahl kleiner leistungsfähiger und billiger Maschinen. Sie sind nicht mehr isoliert, sondern miteinander in Netzen verbunden. Diese … Continue reading Schon früh verbindet Telematik die beiden Begriffe Telekommunikation und Informatik in dem Sinne, den Austausch von Informationen über eine räumliche Distanz hinweg mit technischen Mitteln der Übertragung und medialen Speicherung zu verknüpfen. Nicht nur aufgrund der Begriffe, sondern speziell mit „virtuellen Arbeitswelten“[50]So der Titel von Schmiede, Rudi (1996) mit der Ergänzung „Arbeit, Produktion und Subjekt in der ‚Informationsgesellschaft‘„. und „virtuellen Produktionsstrukturen“[51]Baukrowitz, Andrea; Boes, Andreas & Schmiede, Rudi (2000): Die Entwicklung der Arbeit aus der Perspektive ihrer Informatisierung, S. 12. ergeben sich wiederum mannigfaltige Anknüpfungspunkte an die Medientheorie von Marshall McLuhan im Bereich der „informatisierten“[52]„Arbeit – und insbesondere informatisierte Arbeit – wird im folgenden unter verschiedenen Blickwinkeln als gesellschaftstheoretische Schlüsselkategorie analysiert“ (Schmiede … Continue reading Arbeit. Betrachtet man die „kollektiven Gebilde“ von Organisationen durch seine Brille ebenfalls als menschliche „Extensionen“, genauer als Werkzeuge, die gemeinschaftliches Handeln ermöglichen, dann zeigt sich deutlich, was in seinem zentralen Statement zum Ausdruck kommt: dass Medien als „Ermöglichungs- oder Bedingungsverhältnis“[53]Sprenger 2011, S. 3 unabhängig von den konkreten Inhalten, also qua technologischer und sozialer Voraussetzung, bedeutsam sind.

Das Medium ist die Information

Als die Sumerer ihre ersten Hieroglyphen auf Wachstafeln schrieben, erlebten sie […] einen entscheidenden Einschnitt in die Entwicklung der Menschheit: das Auftreten von Schrift […] Heute kündigt die Informatik vielleicht ein vergleichbares Phänomen an.

Simon Nora & Alain Minc (1979), S. 121

Die mediale „Exteriorisierung“ von Informationen nach Marshall McLuhan, die bereits mit dem frühesten Gebrauch von (sekundären) Medien einsetzt, lässt sich als „das vorläufige Endprodukt eines längeren geistigen, organisatorischen und technischen“,[54]Schmiede a.a.O. vor allem aber eines kulturellen Entwicklungsprozesses lesen. Bereits die Verwendung sekundärer Medien für die Schriftsprache muss sowohl individuell als auch kollektiv gelernt werden. Kulturell führte das zur Bildung von Institutionen als „überindividuelle[n] Sozialstrukturen“[55]Tomasello, Michael (2020): Mensch werden, S. 36; Hierzu auch Berger & Luckmann 2016. und zu Normen gemeinsamen Handelns.[56]Tomasello, Michael (2002): Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens Die hierüber mögliche Weitergabe und Übersetzung von Informationen[57]„With the new media, however, it is also possible to store and to translate everything“ (McLuhan 1964, S. 68). im Sinne einer „Transformation von Erfahrungen“[58]„We are now in a position to go beyond that and to transfer the entire show to the memory of a computer […] And his [man] power to store, as in a language itself, is also a means of … Continue reading bewirkte, was Michael Tomasello den kulturellen „Wagenhebereffekt“[59]engl. Ratchet Effekt; siehe hierzu Tennie, Claudio; Call, Josep & Tomasello, Michael (2009): Ratcheting up the ratchet: on the evolution of cumulative culture. In: Philosophical Transactions of … Continue reading einer kumulativen Entwicklung im Rahmen menschlicher Kollaborationen nennt.[60]Tomasello, Michael; Kruger, Ann Cale & Ratner, Hilary Horn (1993): Cultural Learning Aus den gesammelten Informationen einer Gruppe werden nun weitere Informationen generiert bis sich eine (mediale) „Bewegung der Informationen“[61]„From coin to paper currency, and from currency to credit card there is a steady progression toward commercial exchange as the movement of information itself“ (McLuhan 1964, S. 152; … Continue reading zu anderen Menschen oder Gruppen hin entwickelt[62]Der entscheidende Schritt ist hier, dass die Menschen nicht jedesmal die dahinterliegende Erfahrung erneut machen müssen. Sie können sie aus den Informationen bereits ableiten. und in die Konstruktion von Techniken und Organisationen einfließen kann.[63]„In der Folge fließen die Erfahrungen der Menschen zunehmend vermittelt über immer komplexere Systeme von Informationen in die Konstruktion von Maschinen und die Organisation von … Continue reading Auch die „hochkomplexen Kooperationsformen der modernen Industriegesellschaften“, die über die mediale Nutzung des Internet möglich werden, bauen deshalb auf die gemeinschaftliche Nutzung von Medien auf, „die im Kontext der Interaktion in kleinen Gruppen entstanden sind“.[64]Tomasello, Michael (2010): Warum wir kooperieren, S. 82 Unter dieser speziellen Perspektive kann das Diktum von McLuhan tatsächlich im oben genannten Sinn ausgelegt werden.

Informations-Systeme

Die gegenwärtigen technologischen Theorien haben sich dementsprechend von Konzepten der Orts- und Formveränderungen von Körpern, der energetischen Umwandlung und der kinematischen Bewegung hin zu Konzepten der Regelung von Prozessen, der Übertragung von Nachrichten und der Verarbeitung von Informationen bewegt.

Werner Rammert 1995, zitiert nach Lettkemann & Meister 2003, S. 24[65]Rammert, Werner (1995): Von der Kinematik zur Informatik – Konzeptuelle Wurzeln der Hochtechnologien im sozialen Kontext. S. 65-109. In: Werner Rammert (Hrsg.): Soziologie und künstliche … Continue reading

Der diesem Diktum zugrunde liegende Begriff der Information bildet zwar den Schlüssel zum Verständnis dafür, wie dies mit Medien in ihrem organisationalen Einsatz zusammenhängt. Er ist aber aufgrund seiner Geschichte und Bedeutungsvielfalt in den unterschiedlichen Disziplinen sehr heterogen beschrieben und theoretisiert. Für die in Organisationen dominante mathematisch-technische Variante gilt, dass er dort naturalisiert und „in einem besonderen Sinn verwendet [wird], der nicht mit dem gewöhnlichen Gebrauch verwechselt werden darf“, wie selbst Claude Shannon anmerkt.[66]Shannon, Claude E. & Weaver, Warren (1976): Mathematische Grundlagen der Informationstheorie, S. 18. Die Grundlage bildete Shannons Theorie. Vgl. dazu: Shannon, Claude E. (1948): A Mathematical … Continue reading Mit der kybernetischen Naturalisierung gab es einen Paradigmenwechsel der technologischen wie auch der medialen Informationstheorien, der den gesellschaftlichen Wandel „als eine bloße Folge des Einsatzes von Technik“ erscheinen lässt.[67]Boes, Andreas (2015): Informatisierung der Gesellschaft und Zukunft der Arbeit – Teil 1: Das Konzept der Informatisierung. Begleitpräsentation zur Vorlesung, Folie 9). Gerade dadurch wiederum wurde in den technischen Kommunikationstheorien Information zur neuen Grundgröße.[68]„Am Ende des Kapitels ‚Computing Machines and the Nervous System‘ deutete Wiener an, dass der Begriff der information ganz neu gedacht werden müsse, da es sich offenbar um eine … Continue reading

Für McLuhan war noch klar, dass eine mediale „Automatisierung und Kybernetisierung“ eine zentrale Rolle „beim Übergang zur neuen Gesellschaft“[69]Hier die Originalaussage: „Automation and cybernation can play an essential role in smoothing the transition to the new society“ (McLuhan 1969. spielen können. Doch in Folge der „Mechanisierung der Kommunikation“[70]Janich, Peter 2006, S. 24 trat das Gegenteil ein: es entwickelte sich ein tief greifendes mediales Missverständnis von Informations- und Kommunikationstechnologien, welche „die menschlichen Urheber dieser Leistungen“ – als kollaborierende Akteur:innen – „vergisst“.[71]Janich 2006, S. 67; Kursiv im Original. Techniken „sind nämlich nur dadurch in die Welt gekommen, dass Menschen sie hervorgebracht haben – als Kulturleistungen.“ In Folge der Naturalisierung wurde in den Organisationen als kollektiven Gebilden nahezu vollständig von der medial notwendigen Speicherung, vor allem aber von der medialen Verarbeitung der (hier zumeist schriftlichen)[72]Ein anschauliches Beispiel dafür liefert Jürgen Kocka (1969): Unternehmensverwaltung und Angestelltenschaft am Beispiel Siemens, S. 292. „Dagegen ist die Entwicklung der Firma Siemens durch … Continue reading Sprechakte der Menschen in „Handlungs- und Redegemeinschaften,“[73]Janich 2006, S. 151; Kursiv im Original. die sich die Bedeutung der Informationen immer „kollektiv zu eigen machen müssen“,[74]„Aneignung ist als Prozess zu verstehen, da die Nutzer mit der neuen Technologie praktische Erfahrung sammeln und mit der Zeit einen Platz innerhalb der eigenen Arbeitspraktiken schaffen … Continue reading abstrahiert.[75]„Allein semantisch und pragmatisch kompetente, sprachfähige Menschen selbst […][erzeugen und verstehen] die sprachlichen Gegenstände und deren Bedeutung, Geltung und … Continue reading


Menschliche Kommunikation ist (meist) ein vielschichtiger und sinnhafter Prozess, bei dem es wesentlich um die Übermittlung von Informationen geht. Mit den modernen medialen Möglichkeiten wird eine „‚Telepräsenz‘ […] zur zweiten sozialen Standardsituation.“[76]„Die traditionelle Kommunikation von Angesicht zu Angesicht kann zukünftig nicht mehr allein als Standardsituation zwischenmenschlichen Austausches angesehen werden, an der alle anderen … Continue reading Kommunikation im Cyberspace ist auch nicht „grundlegend defizitär – sie ist lediglich anders“, denn allein sprachfähige Menschen erzeugen die Bedeutung und Geltung der sprachlichen Zeichen.[77]Siehe hierzu ausführlicher den ersten Teil dieses Beitrags hier bzw. Punkt 3.2.1. Sie müssen sie auch, zumindest als kompetente Gesprächspartner:innen, verstehen bzw. die Bedeutung rekonstruieren.[78]„Es ist unter allen Umständen und in allen Kontexten, also auch bei der Beurteilung der investierten Sprachphilosophie und Nachrichten- bzw. Informationstheorien, der Fall, daß allein … Continue reading
Video: fauxels – Eine Frau interviewt eine andere Frau auf Pexels. Lizenzfreie Verwendung unter den Bedingungen von Pexels.

Informatisierung

Genau diese Funktion der Materialisierung geistiger Tätigkeiten wird über Informationen und komplexe Informationssysteme erbracht. Die Erzeugung, Reproduktion und Weiterentwicklung dieser Informationen und insbesondere der Informationssysteme wird hier allgemein als Informatisierung verstanden.

Andreas Boes & Tobias Kämpf 2012, S. 320[79]Boes, Andreas & Kämpf, Tobias (2012): Informatisierung als Produktivkraft:Der informatisierte Produktionsmodus als Basis einer neuen Phase des Kapitalismus, S. 320.).

Dieser Prozess und das dem zu Grunde liegende technische Selbstmissverständnis kann prägnant anhand eines Phänomens, das 1979 als „Informatisierung der Gesellschaft“[80]Nora & Minc a.a.O. erstmals begrifflich gefasst wurde, von McLuhan aber bereits angedeutet worden war,[81]„Auch wenn der Begriff der ‚Informationsgesellschaft‘ in ‚Understanding Media‘ nicht auftaucht, so kündigt McLuhan sie gleichwohl an, wenn er schreibt, dass selbst … Continue reading gezeigt werden. Mit Informatisierung wird zunächst sehr allgemein der organisationale Umgang mit Informationen zum Zweck, weitere Informationen daraus zu gewinnen, bzw. eine „technikgestützte, medienvermittelte Fähigkeit zur Wissensveränderung“,[82]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 6; Kursiv durch mich. bezeichnet. Historisch reicht dies sehr weit zurück und gründet, wenn die Argumentation bis hierher richtig ist, im ersten Einsatz sekundärer Medien. Speziell geht es bei der Informatisierung um die geistigen Anteile menschlicher Kommunikation „in unterschiedlichen überindividuell verwendbaren Medien,“[83]Boes & Kämpf 2012, S. 320; Kursiv durch mich). also im Rahmen von Kollaborationen. Noch genauer geht es um die Analyse, wie aus „der Flüchtigkeit geistiger Prozesse“ in Form von Informationen eine „materielle Form“ entstehen kann, die in Organisationen medial prozessierbar ist.


Andreas Boes (2022) - Die vier Phasen der Informatisierung
Andreas Boes zeichnet – ganz analog zu McLuhan – vier Phasen der Informatisierung von Organisationen nach. Für ihn bedeutet Informatisierung die „organisierte Nutzung von Informationen zur Steigerung der geistigen Fähigkeiten des Menschen“. Der Unterschied zu McLuhans Theorie liegt nicht so sehr in den verschiedenen Epochen sondern im Fokus auf die über Medien gespeicherten und verarbeiteten Informationen.
Bild: Folie 2 eines Vortrags von Andreas Boes.[84]Boes, Andreas (2022): Digitalisierung und Transformation. Präsentation zur Sitzung der Taskforce Transformation des DGB.

In den sich entwickelnden Organisationen wurde, wie oben beschrieben, der Informationsbegriff naturalisiert und damit „seines sozialen Wesens“ und medialen Charakters „entkleidet“.[85]A.a.O. Das führte zu einer sprachlichen bzw. schriftlichen „Abstraktionen von den konkreten Eigenschaften“ mediatisierter Prozesse der Gewinnung und Speicherung von Informationen genauso, wie zu einer systemtheoretischen Abstrahierung von Menschen als kommunikativen und vor allem kollaborativen Akteur:innen.[86]Hierzu hat nicht nur im deutschen die Struktur der natürlichen Sprache beigetragen. Mit diesem Aspekt werde ich mich im vierten Teil dieser Blockserie beschäftigten. Vgl. hierzu auch den äußerst … Continue reading Denn als technische Vermittlungsinstanzen wirk(t)en die Medien bei einem Einsatz nach wie vor und unabhängig von den konkreten Inhalten „strukturierend und kontrollierend auf die materielle Realität“ zurück.[87]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 3: Die IuK-Techniken haben insofern „nicht nur (?)[sic!] Werkzeugcharakter zur Unterstützung außer ihnen liegender Aufgaben und Tätigkeiten, sondern … Continue reading Für die Interpretation des virtuellen Raumes als kollaboratives Medium ist es deshalb zentral, Kommunikations- und Informations-Systeme wieder medial einzuordnen und sie „grundsätzlich von Analogien oder sogar Gleichsetzungen zu traditionellen Maschinen zu lösen.“[88]A.a.O., S. 1: „Damit ist die Informations- und Kommunikationstechnik auch einem anderen Zusammenhang zuzuordnen als allein dem stofflichen Produktionsprozeß“. Der virtuelle Informationsraum ist dabei das neue Bezugssystem für kollaborierende Gruppen oder lernende Teams, nicht die einzelnen Subjekte, weil er organisational „das Zusammenwirken im Gruppenzusammenhang unterstützen“[89]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 13 soll.


Weil es grafisch so einprägsam dargestellt ist folgt hier eine weitere Folie von Andreas Boes. Gut zu sehen ist die mediale Ebene des Informationsraumes in Organisationen, wobei hier genauer zu unterscheiden wäre in die technisch-infrastrukturelle Ebene des Internet/Intranet und die tatsächlichen Medien im Sinne darauf basierender Anwendungen wie etwa Videokonferenzen, Telefonie[90]V.o.I.P. oder die zentrale Basis von Zahlen[91]Tabellenkalkulationen wie etwa Excel, Texten[92]Textbearbeitungsprogramme wie etwa Word und Bildern[93]Grafikprogramme wie etwa Photoshop oder Videos[94]YouTube als Beispiel verknüpft das bereits als Netzwerk in entsprechenden Communities oder Kanälen, die kollaborativ bearbeitet werden. Oft genug ist im Rahmen der sogenannten Wissensarbeit auch der Arbeitsgegenstand ein Medium.
Grafik: Folie 8 des Vortrags von Andreas Boes an der TUM.[95]Boes, Andreas (2017): Produktivkraftsprung Informationsraum, Folie 8.

Der kollaborative Informationsraum

Mit der Aufgabe, vor dem Hintergrund umfassender Bedeutungslosigkeit Bedeutung erzeugen zu müssen, ist jeder Einzelne überfordert […] Deshalb ist das eigentliche Subjekt der Kulturproduktion unter den Bedingungen der Digitalität nicht der Einzelne, sondern die nächstgrößere Einheit.

Felix Stalder 2016, S. 128[96]Stalder, Felix (2016): Kultur der Digitalität

Medien „konstituieren Gesellschaft“[97]Kovats & Winkler 2012, S. 117 vor allem im Zusammenhang von Organisationen.[98]Meine Betrachtung der Organisationsebene soll mitnichten bedeuten, dass diese nicht der Entwicklung moderner kapitalistischer Produktionsweisen folgt, wie es Baukrowitz, Boes & Schmiede immer … Continue reading Dort sind sie mittlerweile ein zentrales Werkzeug der „Steuerung und Kontrolle“ global „verteilter Wertschöpfungsketten“[99]Boes & Kämpf 212, S. 327 geworden. Ihre prozessuale Ausgestaltung, der Einsatz von Technik sowie die menschliche Arbeit darin sind dabei „niemals nur stofflich-energetische Tätigkeiten“. Sie sind durch ihren Werkzeugcharakter immer und zugleich „auch wissensverarbeitende Prozesse“,[100]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 1 die einen medialen Gebrauch bedingen. Der virtuelle Informationsraum wird zwar „als neues Medium abstrakter Vergesellschaftung“ charakterisiert,[101]Schmiede 1996, S. 8, Kursiv durch mich. sieht man ihn und die Prozesse darin jedoch medial, dann wird er von „konkreten Menschen“ genutzt, die als kollaborative Akteure „von konkreten Orten aus“[102]Boes & Kämpf 2012, Fußnote 2 darin arbeiten. In analogen wie auch virtuellen Räumen in Organisationen geht es beim Einsatz von Medien zur Prozessierung von Informationen weniger um die Imagination und Immersion, als vielmehr um reale Kommunikation zur Aushandlung „soziale[r] Bedeutung“.[103]Das ist besonders in einer Kultur der Digitalität der zentrale Aspekt, wie zumindest Felix Stalder in seinem Werk betont. „Der Begriff der Kultur wird dabei sehr weit gefasst, als die Summe aller … Continue reading Neben dem Begriff der Information gibt es mit den Kategorien des Lernens[104]Mit der Frage von Wissen und seiner Generierung durch das Lernen habe ich mich im Rahmen meiner Blogbeiträge bereits häufig beschäftigt. Ausgangspunkt war oftmals auch die Frage des … Continue reading und der Gruppenkognition[105]Hierzu beisielsweise Stahl, Gerry (o.J.): Group Cognition as a Foundation for the New Science of Learning. Nach meiner Interpretation ist das die konsequente Weiterentwicklung der von Michael … Continue reading zwei weitere zentrale Kollaborationsbedingungen für einen wirksamen medialen Gebrauch in Organisationen, die ich abschließend ansprechen möchte.

Kybernetische Informationen und Übertragungen

Die primäre Form der Kollaborationsunterstützung durch Computer (d. h. Computernetzwerke, typischerweise über das Internet verbunden) liegt in der Bereitstellung eines Mediums zur Kommunikation. Dies kann in Form von Email, Chat, Diskussionsforen, Videokonferenzen, Instant Messaging u.ä. erfolgen.

Gerry Stahl, Timothy Koschmann und Dan Suthers 2006, S. 8[106]Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computerunterstütztes Kollaboratives Lernen. Eine historische Perspektive.

Im Zuge der Entwicklung moderner Organisationen wurde ein zunehmender Teil der notwendigen Denkarbeit in einen nun so genannten (medialen) Prozeß der Informationsverarbeitung[107]„Die […] technologischen Umwälzungen[…] zu einer enormen Ausbreitung der Computertechnik innerhalb fast aller Arbeitsbereiche von Unternehmen und Institutionen geführt. Dabei … Continue reading transformiert. Dabei half die Entwicklung formaler Sprachen wie etwa der Mathematik, insbesondere aber von Programmiersprachen, die ebenfalls bereits mit der klassischen antiken Logik begonnen hatte. Die zunehmende Verwissenschaftlichung vor allem im Unternehmenskontext mit Beginn des 19. Jahrhunderts ermöglichte es weiter, ursprünglich handwerkliche Arbeitsprozesse durch ein entsprechendes Formalisieren und Kodieren zu „Abstraktifizieren“[108]„Kein anspruchsvolles Handwerk ist sprachlos.“ Peter Janich spricht hier in einer sehr treffenden Metapher, die die Nähe zum Handwerk zeigen soll, von „Mundwerk“ bezüglich … Continue reading und regelbasiert bzw. algorithmisch zu verstetigen, um sie medial in „papiernen Apparaten“[109]„Die Verstetigung des Informationsgebrauchs durch Verschriftlichung und die Schaffung von Informationssystemen bilden dabei die beiden Schlüsselprozesse der Informatisierung […] So … Continue reading abzubilden und zur Steuerung einzusetzen.[110]„Diese ‚papiernen Apparate‘ werden seit den 1950er Jahren nach und nach auf Computer übertragen und damit in eine digitale Form gebracht. So entsteht ein Prozess der maschinellen … Continue reading Die nun folgende Übertragung auf Computer führten schließlich zur „Verdinglichung“ auch der „Formen der Übertragung“.[111]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 5 Die Kybernetik lieferte dafür die metaphorische Grundlage, indem sie den technischen Systemen selbst die Verfolgung dieser Ziele zuschrieb.[112]Siehe hierzu das Kapitel Kybernetik in Janich 2006, S. 48 – 57. „[…] die Verwendung solcher Maschinen als leistungsgleicher Ersatz für das Erreichen oder Aufrechterhalten oder … Continue reading

Die weitere technische und soziale Entwicklung von Organisationen aufgrund der kybernetischen Rhetorik[113]„The rhetoric of cybernetics not only embodied, but also actively facilitated, networking and entrepreneurship“ (Turner 2008, S. 25). löste sich vollkommen von der Tatsache, dass das Reden und Sprechen ein kollaboratives menschliches Handlungsvermögen darstellt, das durch Medien verstärkt, gespeichert und auch weitergegeben werden kann. Durch die spezielle Metaphorik ergab sich insbesondere in der Aufbauorganisation von und dem Lernen in Organisationen[114]Hierfür wurden nun eigenständige Abteilungen, wie etwa L&D oder auch nur PE, gebildet, die den Umgang mit Medien und das Lernen darüber fremdbestimmt und personalisiert, also auf einzelne … Continue reading eine deutliche Verschiebung und Abstrahierung von der kollaborativen medialen Nutzung hin zu einer technologisch-systemischen und vor allem atomisierten individuellen Sichtweise der Nutzung durch eine Personalisierung auch des Computers.[115]„‘Personalized‘ education promises you can move at your own pace. You can (ostensibly) move in the direction you choose […] Unlike the routes of ‚traditional‘ education – the … Continue reading Mit anderen Worten: durch die zunehmende Dominanz des „mathematischen Kalküls und die Algorithmisierung“[116]Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 4 wurde den Informations- und Kommunikationstechnologien Schritt für Schritt die Bedeutung entzogen, dass es sich nach wie vor um medial zusammenwirkende Techniken und Infrastrukturen handelt, „in denen geschriebener Text das bevorzugte Medium für die ‚Speicherung‘ und ‚Weitergabe‘ von Wissen“[117]„Written text is still the preferred media for ‘storage’ and ‘transfer’ of knowledge. Within the scope of the paper we understand written text as a persistent form of speech acts and … Continue reading in den Organisationen darstellt(e). Das gilt neben dem Cyberspace[118]„So findet Kommunikation heute in den meisten Avatara-Welten durch Text statt, die von dem einen Nutzer per Tastatur eingegeben werden und von den anderen Nutzern dann am Bildschirm gelesen … Continue reading ganz besonders für die Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI).[119]„Computerprogramme, unter anderem das aktuelle und vieldiskutierte Chatbot ‚ChatGPT4‘ […][sind] ein elektronisches, textbasiertes, mit Massen von Daten gefüttertes … Continue reading


Exkurs: Informierte Intelligenzen

Mit Blick auf die Geschichte der Nachrichten- bzw. Informationstheorie wird klar, dass schon der Begriff intelligence verschiedene Bedeutungen hatte, und erst nach der Einführung des Begriffs information als neue Grundgröße für Kommunikationstheorie und -technik dominierte für intelligence die Bedeutung als kognitive Fähigkeit.

Rudolf Seising 2023, S. 49[120]Seising, Rudolf (2023): KI – Kapriolende Intelligenz – Kapriolende Information. Hervorhebung im Original kursiv.

Mit der kybernetischen Naturalisierung des Informationsbegriffs ergab sich auch eine Bedeutungsverschiebung des Begriffs Intelligenz. Dieser war bis dahin gemeinsam mit dem Begriff Information im englischen Terminus intelligence enthalten.[121]„Intelligence“ war lange Zeit das übliche Wort, um das von Telegrafie und Telefonie von Ort zu Ort zu Transportierende zu benennen“ (Seising, Rudolf (2023): Kein KI-Urknall. Nirgends, … Continue reading Im Gegensatz zur Information wurden mit Intelligenz nun, ebenfalls sehr technisch gedacht, die kognitiven Fähigkeiten von Menschen adressiert. Innerhalb des technischen Informationsparadigmas ist es aber genauso falsch, „von ‚Signalen‘ oder ‚Zeichen‘ bzw. ‚Zeichenvorrat‘ zu sprechen, weil de facto nur die Struktur physikalischer Parameter in ihrem raumzeitlichen Verlauf“[122]Janich, Peter (2006): Was ist Information? S. 83 damit gemeint ist, wie es falsch ist, in technisch gedachten Informationssystemen[123]„Drawing on Claude Shannon´s information theory (published in 1948, but likely familiar to Wiener much eralier), Wiener defined messsages as ‚forms of pattern an organiszation‘ … Continue reading Information mit der Übermittlung bedeutungsvoller Inhalte gleichzusetzen.[124]„Die gesamte Fülle der Dimensionen von Information kann nur zwischen Lebewe-sen übertragen werden, denn um mit den Nachrichten auch ihre Bedeutung und ihre Intentionen wahrzunehmen, ist ein … Continue reading

Auch die kybernetische Naturalisierung im Bereich der kognitiven Fähigkeiten, die Intelligenz, angelehnt an den elektrischen Strom[125]„General intelligence, like electricity, may be regarded as kind of energy. We do not know what the ultimate nature of this energy is, but as in the case of electricity, we know it by the … Continue reading und ausgedrückt im „Intelligenzquotienten“ (IQ), als eine Art mathematische Naturkonstante versteht, bedeutet etwas anderes, als man innerhalb der technischen Informationstheorien damit bezeichnet.[126]Hierzu sehr schön Hans Magnus Enzensberger (2007): Im Irrgarten der Intelligenz. Ein Idiotenführer. Vor allem dem mathematischen Artefakt einer „generellen Intelligenz“ entspricht ontologisch keine menschlich-kognitive Leistung.[127]„Spearman nannte sie ‚g-Factor‘, und er sah darin ein Maß der allgemeinen und angeborenen ‚geistigen Energie‘ des Menschen (Seising 2023, S. 63). Ausführlich dazu … Continue reading Dass im Rahmen des kybernetischen Paradigmas seither von einer „künstlichen Intelligenz“ gesprochen wird macht die Sache nur noch komplizierter, denn „die Vorstellung, dass intelligenzverstärkende Maschinen auch selbst ‚Intelligenz ausüben'“, stellte ursprünglich nur einen simplen Analogieschluss dar.[128]Seising 2023, S. 52 Am Ende wirkten auch hier die utopischen Ideen von Bewusstsein und Gemeinschaft nach, weil es deutliche zeitliche,[129]1946 – 53 Macey, 1955/56 Dartmouth personelle[130]bspw. Claude Shannon & William Ross Ashby und vor allem inhaltliche Überschneidungen[131]„Nach dem großen Erfolg seines 1952 erschienenen Buchs Design for a Brain, der ihn im Jahre 1952 zum Macy-Konferenz-Teilnehmer gemacht hatte, waren ihm [William Ross Ashby] die Themen im … Continue reading zwischen den Macey-Konferenzen und der Dartmouth Konferenz, die als Geburtsstunde der künstlichen Intelligenz gilt, gibt.

Der kurz AA-Prediktor genannte Computer zur Luftabwehr ist, obwohl militärisch nicht wirklich erfolgreich,[132]„Der unmittelbare wissenschaftliche wie militärische Erfolg des ‚AA-predictors‘ musste allerdings schon nach wenigen Monaten stark relativiert werden – er konnte in … Continue reading der Ausgangspunkt der Kybernetik. Er nimmt auch eine Schlüsselstellung in der Entwicklung ihrer Sprache und Metaphorik ein.[133]Siehe hierzu auch Galison, Peter (1994): The ontology of the enemy. Norbert Wiener and the cybernetic Vision. Ebenso: „Doch an jenem Tag im Juli 1942 in Wieners MIT-Labor war es für Stibitz … Continue reading
„In Wieners Theorie der Gesellschaft als Informationssystem steckt die Sehnsucht nach einer egalitären, demokratischen Gesellschaftsordnung und sogar ein Modell dafür“.[134]„Embeded in Wiener´s theory of society as an information system was a deep longing for and even a model of an egalitarian, democratic social order“ (Turner 2008, S. 24. Übersetzung mit … Continue reading Zudem eröffnete die Entwicklung des AA-Prediktors, was häufig nicht erwähnt wird, neue Formen der Kollaboration durch die Etablierung einer vernetzten Projektarbeit. „Like the anti-aircraft predictor itself, the rhetoric of cybernetics was the product of interdisciplinary entrepreneurial work […][and] offerd sites for collaboration“.[135]A.a.O., S. 25. Das bedeutete eine „antithetische kulturelle Entwicklung“ gegenüber den Technologien und sozialen Strukturen des Staates und der Rüstungsindustrie während des kalten … Continue reading
Bild: Tom Ackroyd – Vickers anti-aircraft predictor auf den Wikimedia Commons. In Photoshop freigestellt und zugeschnitten von mir. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons 0, also als gemeinfreie Datei.

Kollaborative Medien und Wissen

Um herauszufinden, was während des kollaborativen Lernens stattfindet, hilft es nicht, über mentale Modelle in den Köpfen der Individuen zu theoretisieren, denn dies erfasst nicht die gemeinsame Bedeutungskonstruktion während der kollaborativen Interaktion.

Gerry Stahl, Timothy Koschmann und Dan Suthers 2006, S. 9[136]Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computerunterstütztes Kollaboratives Lernen. Eine historische Perspektive.

Die oben beschriebene Entwicklung hatte deutliche Rückwirkungen auf die theoretischen Betrachtungen menschlichen Lernens. Aus den kybernetischen und naturalisierten „objektiven“ Vorstellungen bezüglich der Informationen beispielsweise entstand als erste psychologische Theorie für das Lernen in Organisationen der Behaviorismus.[137]„Psychology as the behaviorist views it is a purely objective experimental branch of natural science. Its theoretical goal is the prediction and control of behavior“ (Watson, John (1913): … Continue reading Diesem folgte aufgrund der sich anschließenden Entwicklungen des Computers die Lerntheorie des Kognitivismus.[138]„Der Schritt von den physikalischen Begriffen Reiz und Reaktion zu den informationstheoretischen Konzepten Input und Output ist weit geringer, als der erste Eindruck vermuten lässt […] … Continue reading Beide psychologisch fundierten Theorien, die bis heute Bestand haben und im Rahmen des Organisationslernens weit verbreitet sind,[139]Hier möchte ich vor allem auf das E-Learning hinweisen, das zum einen eigentlich ein E-Teaching ist, zum anderen aber in der konkreten Programmierung wesentlich auf behavioristischen Vorstellungen … Continue reading dienen explizit dem „Vorhersagen und Kontrollieren“[140]„Nicht Erklären oder Verstehen ist Aufgabe der Psychologie, sondern Vorhersagen und Kontrollieren“ (Herzog, Walter (2012): Ideologie der Machbarkeit. Wie die Psychologie einer … Continue reading des individuellen Lernverhaltens in Organisationen.[141]Dabei kam es auch zur begrifflichen Umwendung des bisherigen Begriffs der Handlung und einer Kollaboration durch die Idee einer systembedingten Verhaltenssteuerung aus der am Ende auch die … Continue reading Damit geriet völlig aus dem Blick, dass die „Vergegenständlichung eines geistigen Prozesses in Form von Informationen“ nicht in eins fällt mit der Handlungsintention, Erfahrung und Wissen mit anderen zu teilen. Schon gleich gar nicht wird sichtbar, dass die Rekonstruktion der „entäußerten Informationen“ als medial vermitteltes Erfahrungswissen einen kollaborativen Aneignungs- und Aushandlungsprozess voraussetzt,[142]„Die kollaborative Aushandlung und das soziale Teilen von Gruppenbedeutungen – zentrale Phänomene der Kollaboration – können nicht mit traditionellen psychologischen Methoden untersucht … Continue reading soll sie wirksam werden.[143]„Dabei ist der Prozess des Formens und des Unterweisens jedoch ein doppelt kontingenter Prozess. Damit fällt die Vergegenständlichung eines geistigen Prozesses in Form von Informationen nicht … Continue reading Die Diskussion um organisationales Wissensmanagement zeigt diese Problematik deutlich.

Mediale Kollaboration

Um die Kollaboration online zu unterstützen müssen unsere Technologie und unsere Kultur so umgestaltet werden, dass sie einer verwirrenden Reihe von Zwängen gerecht werden. Dazu muss man vor allem verstehen, wie die digitale Technologie die Kollaboration vermitteln kann.

Gerry Stahl 2006, S. 1[144]Stahl, Gerry (2006): Group Cognition. Computer Support for Building Collaborative Knowledge. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows, fett durch mich. „To support online collaboration, … Continue reading

Personale Vernetzungen und Kollaborationen können, soweit der bisherige Stand, auch im Cyberspace, also auf einer technisch-infrastrukturell ermöglichten medialen Ebene, stattfinden. Virtuelle Räume bestehen dabei bereits rein technisch gesehen nicht nur aus Monitoren und Computern. Sie werden erst über lokale Netzwerke und das Internet als Infrastruktur zugänglich. Serverfarmen und am Ende auch die Endgeräte wie Brillen, Konsolen oder Tastaturen sorgen technologisch dafür, dass sich die Menschen darin wie in einem Raum einrichten und (immersiv) bewegen können. Bereits unter dieser Perspektive greift die übliche Auffassung von Räumen als bloße Behälter, die unabhängig von den Nutzer:innen existieren, nicht.[145]Sie gilt bereits analog nicht, siehe hierzu auch meinen Blogeintrag hier. Auch die nachrichtentechnische Vorstellung, dass Medien nur einen neutralen Kanal zur Übermittlung von Informationen darstellen, erklärt den virtuellen Raum als kollaboratives Phänomen nicht. Der virtuelle Raum ergibt sich weder aus dem Medium selbst noch aus der je individuellen Nutzung. In der kollaborativen Praxis[146]Siehe hierzu genauer Teil 1 des Beitrages. sind virtuelle Räume wiederum opak,[147]„Damit unterscheidet sich dieses Charakteristikum von den bisher aufgeführten, da es hier u. a. um die Opazität von Medienpraktiken geht, deren Durchdringung erst Medienpraktiken analytisch … Continue reading weil sie auf einer kognitiven Infrastruktur aufruhen, die Medien und ihre Nutzung erst ermöglicht, aber für die Einzelnen nicht direkt offensichtlich ist.[148]„Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass nicht alle unsere Intentionen bewußt sind, ja in einem gewissen Sinn sind uns die wenigsten unsere Intentionen aktuell bewußt“ (Schmid, Hans … Continue reading

Virtuelle Kollaboration …

Um die Unterscheidung zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven zu verstehen, muss ein Individuum mit einem anderen Individuum gleichzeitig auf die gemeinsame Situation triangulieren […] Das heißt, wir Beteiligten müssen begreifen, dass wir beide die Aufmerksamkeit auf ein und dasselbe Ding richten, aber gleichzeitig jeweils unsere eigene Perspektive darauf haben.

Michael Tomasello 2020, S. 71[149]Tomasello, Michael (2020): Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese.

Das kulturelle Lernen von Menschen ist grundsätzlich ein „spezifischer Typ kooperativer Kommunikation“, der auf medial zur Verfügung gestellten Informationen beruht.[150]Tomasello, Michael (2020): Mensch werden, S. 215f. „Von Beginn an vertrauen Kinder fast immer der Information, die die Erwachsenen ihnen durch intentionale Kommunikation vermitteln, bei der … Continue reading Menschen lernen dabei vielfältige und sehr unterschiedliche Dinge. Mit den wenigsten haben sie zunächst eine direkte Erfahrung. Auch speichern sie die Informationen in ihrem Gedächtnis nicht einfach wie auf einer Festplatte als Daten ab.[151]„Storing details is often unnecessary to act effectively; a broad picture is generally all we need […]“ (Sloman, Stephen & Fernbach, Philip (2017): The Knowledge Illusion. Why … Continue reading Durch kommunikative Praktiken[152]„We acquire our ability to think and to learn by adopting practices that arise within small-group interactions, such as in our family, work teams or collegial circles. Our thinking is … Continue reading sind die Informationen als kollektives Gedächtnis[153]Siehe speziell hierzu auch Teil 1 – Kollektives Raum-Gedächtnis. eingebettet in den physischen, interpersonellen und am Ende auch kulturellen Kontext von Organisationen. Das spezifisch menschliche sinnverstehende Lernen funktioniert deshalb in Organisationen nur dann, wenn Menschen die notwendigen Informationen zur Bildung des Wissens medial in einer intersubjektiven Form zur Verfügung gestellt bekommen. D.h., dass erst durch medial prozessierte Informationen in Organisationen „geistige Prozesse in eine Form gebracht“ werden können, die sie anderen zugänglich macht, um sie damit „unterweisen, bilden oder unterrichten zu können“.[154]Boes & Kämpf 2012, S. 321 Dieses Wissen ist in keiner Form ein „Aggregat von individuellem Wissen“.[155]Schmid 2012, S. 177


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Vor allem im Zusammenhang mit dem kollaborativen Gebrauch von Medien in Organisationen ist es zentral, die jeweils richtigen „Maßeinheiten“[156]„Welche soziale Einheit für ein bestimmtes soziales Verhalten entscheidend ist, ist eine objektive Frage und ein Problem, dem in einer Sozialstudie viel Beachtung zu schenken ist“ … Continue reading und entscheidenden „Infrastrukturen“ zu verstehen. Bezüglich der Kollaboration gibt es eine nichtsprachliche geistige Infrastruktur. „Im richtigen Kontext“ und basierend auf der „Infrastruktur geteilter Intentionalität“ beispielsweise „kann eine Zeigegeste“ so reichhaltig sein wie die Sprache.[157]Tomasello 2011, S. 119f Die zentrale Maßeinheit im Organisationskontext lässt sich von der Infrastruktur herleiten: die gruppendynamische Gruppe bzw. kollaborierende Teams, die sich über den Gebrauch von Medien zum einen selbst informieren und zum anderen andere informieren, indem sie ihnen etwas zeigen oder medial Informationen zur Verfügung stellen.
Bild: Andrea Piacquadio – Zeigegeste auf Pexels. Lizenzfreie Verwendung unter den Bedigungen von Pexels.

Die Einrichtung virtueller Räume beruht insofern zwar zentral auf der Bedeutung der medialen Informationen für die Teilnehmer:innen. Diese wiederum wird aber erst „durch die Interaktionen der einzelnen Mitglieder der Gruppe“,[158]Stahl, Gerry (2005): Group cognition in computer-assisted collaborative learning, S. 80; Eigene Übersetzung. „As Stahl (2003) argued, one can identify processes of meaning-making or knowledge … Continue reading beispielsweise im Diskurs, sozial (re-)konstruiert. Wissen in kollaborativen Gruppen ist deshalb „eine Frage des Kontextes, des Zusammenhangs“.[159]Lotter, Wolf (2020): Zusammenhänge. Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen, S. 12. Weiter: „Zusammenhänge, also angewandtes Wissen, erschließen sich nicht durch Auswendiglernen, stures … Continue reading Durch die kybernetischen Metaphern der Lerntheorien des Behaviorismus und Kognitivismus – vor allem bezogen auf das Thema Information – wurde der elementare Zusammenhang zwischen Kollaboration, Mediengebrauch und Lernen ausgeblendet und auf die individuelle Perspektive einer Lehre durch Anweisung verengt. Für eine erfolgreiche Nutzung virtueller Räume kommt es aber weder auf eine gute Anweisung, noch auf die individuelle geistige Leistungsfähigkeit, die „mentalen PS“ wie etwa den IQ,[160]Hiermit habe ich mich bereits mehrfach auch vorher kritisch auseinandergesetzt. Siehe hierzu vor allem meinen Beitrag zum kollaborativen Intelligenzfaktor hier. an. Virtuelle Räume bedürfen der menschlichen Fähigkeit des gemeinschaftlichen und medial-kollaborativen Lernens im Sinne eines „Denkens mit anderen“.[161]„This means that the contributions we make as individuals depend more on our ability to work with others than on our individual mental horsepower […] It also means that we learn best when … Continue reading Unter dieser Perspektive liegt der „Fokus des Lernens eher auf dem Lernen durch Kollaboration mit anderen Lernenden als auf dem Lernen von Lehrern“.[162]„Demzufolge verschob sich die Rolle der Computer weg von der Unterweisung […] hin zur Kollaborationsunterstützung, indem Medien zur Kommunikation und scaffolding für produktive … Continue reading

… und mediale Gruppenkognition

Die Theorie der Gruppenkognition stellt eine Alternative zu psychologischen Theorien über mentale Phänomene in einzelnen Köpfen sowie zu soziologischen Theorien über gesellschaftliche Strukturen dar, die unabhängig von den Menschen existieren, die diese Strukturen innehaben.

Gerry Stahl 2021, S. 164[163]„Group cognition theory poses an alternative to psychological theories of mental phenomena in individual minds as well as to sociological theories of societal structures existing independently … Continue reading

Streng genommen kann im Bereich der Gruppenkognition nicht von einem (individuellen) „Erwerb“ des Wissens ausgegangen werden, denn es ergibt sich aus der Bedeutung, welche die kollaborativen Aktivitäten insbesondere beim Lernen generieren.[164]„Koschmann recommended that talk about ‘knowledge’ as a thing that can be acquired should be replaced with discussion of ‘meaning-making in the context of joint activity’; in order to … Continue reading Die Gruppenkognition, die durch das Lernen in und mit Gruppen im Sinne einer Bedeutungsaushandlung entsteht, geht als intersubjektiv notwendige Bedingung des Lernens kausal und logisch den individuellen Lernakten im Sinne einer Interpretation der Bedeutung im Organisationskontext voraus.[165]„This was a general claim of Vygotsky (1930/1978): that inter-subjective or inter-psychological or group learning generally preceded individualor intra-psychological learning, which resulted … Continue reading Eine Intersubjektivität liegt aber nur dann vor, „wenn die Mitglieder“ einer (funktionalen) Gruppe in dem Sinne interagieren, dass sie „die Ziele der Gruppe gemeinsam“ so verfolgen,[166]Stahl 2021, S. 168f. Eigene Übersetzung. „A group has achieved intersubjectivity if the members of the group interact well enough to pursue the group’s aims together.“ dass sie dabei zu einem individuell geteilten Verständnis zu kommen. Ist die Argumentation bis hierher stimmig, dann lässt sich daraus schlussfolgern, dass das Denken und Lernen von Menschen in Organisationen auf ihre kollaborative Infrastruktur[167]Kommunaktiv gehören dazu für Michael Tomasello 1. gemeinsame Kommunikationsabsichten, 2. gemeinsame Aufmerksamkeit und ein gemeinsames Situationsverständnis, 3. prosoziale Motive, 4. geteilte … Continue reading aufbaut und wesentlich durch Interaktion im Rahmen kleiner Gruppen stattfindet. Eine Gruppenbedeutung wird durch die Interaktionen der einzelnen Mitglieder der Gruppe konstruiert, nicht durch die Individuen. Sie ist eine emergente Eigenschaft des Diskurses und der medialen Interaktion.[168]„In this book, mediation plays a central role in group cognition, taken as an emergent phenomenon of small-group collaboration. The computer support of collaboration is analyzed as a mediating … Continue reading

Die kognitive Infrastruktur virtueller Räume

Weil Sprache die Kraft hat, das „Hier und Jetzt“ zu transzendieren, überbrückt sie die verschiedenen Zonen der Alltagswelt und integriert sie zu einem sinnhaften Ganzen […] Die Kraft der Sprache […] bleibt ihr, wenngleich modifiziert, auch wenn sie von der Vis-à-vis-Situation abgelöst ist.

Peter L. Berger & Thomas Luckmann 2016, S. 40f.[169]Berger, Peter L. & Luckmann, Thomas (2016): Die Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit.

Das globale Dorf von McLuhan und den globalen Informationsraum als „sozialen Handlungsraum“ bzw. als „Moment aktiver sozialer Praxis“[170]Boes, Folien 3 und 16, quasi der Dorfgemeinschaft in Organisationen, verbindet die mediale Bedingtheit. Sieht man den virtuellen Raum als „Gesamtheit der Mittel, Methoden und Kompetenzen zur Erweiterung der Artikulationsfähigkeit des Menschen in der Welt“[171]Boes 2022, Beipackzettel, Produktivkräfte. wird deutlich, um was es sich dabei handelt. Beim virtuellen Raum als Medium handelt es sich um einen komplementären sozialen „Prozess von ‚Vergegenständlichung und Aneignung'“ von Informationen.[172]„Informatisierung ist daher immer nur als zweiseitiger sozialer Prozess von ‚Vergegenständlichung und Aneignung‘ (Holzkamp 1983: 176ff) zu verstehen, in dem stets Form und Inhalt … Continue reading Im Rahmen „einer soziokulturell-kommunikativen Raumauffassung“ sind „virtuelle Räume transmedial“.[173]Nieser, Florian (2019): Immersion, Virtualität und Affizierung in mittelalterlicher Literatur und digitalem Spiel Sie beruhen auf der menschlichen Eigenart in Gruppen kollaborieren zu können und damit in Organisationen die virtuellen Räume überhaupt erst zu schaffen. Die Verschränkung virtueller Räume mit physischen Orten kommt über die kognitive nichtsprachliche Infrastruktur der geteilten Intentionalität zustande, weil diese als Beziehung, ganz analog dem Wissen, „eine genuin intersubjektiv-relationale Angelegenheit“ darstellt.[174]A.a.O., S. 180. „Die Fundierungsordnung zwischen dem Individuellen und dem Gemeinsamen läuft hier genau umgekehrt. Es gibt – auch wenn es nicht der Normalfall ist – gemeinsame Absichten … Continue reading

Die geteilte Intentionalität gewährleistet die kognitive Verschränkung beispielsweise in Bezug auf die Aufmerksamkeitssteuerung. Eine Kollaboration macht Menschen „im physischen Raum störbar“, weil beispielsweise ihre Konzentration „im virtuellen Raum beansprucht“ wird.[175]„Gerade die Aussperrung der physisch-materiellen Welt aus dem virtuellen Raum macht die Lernenden, die sich dort aufhalten, im physischen Raum störbar und verletzlich. Ihre Konzentration wird … Continue reading Bereits tertiäre Medien gewährleisten, dass Informationen in virtuellen Räumen intersubjektiv verfügbar sind und weitergegeben werden können. Aber erst quartäre Medien ermöglichen, dass damit Arbeiten und Lernen in Organisationen wirksam stattfinden kann. Die Nutzer:innen virtueller Räume bleiben nämlich nicht passiv, sie sind „als aktives Publikum zu sehen, das eigene (Medien-) Wirklichkeiten konstruiert“[176]Wischermann, Ulla (2020): Medien, Öffentlichkeit, Geschlechterverhältnisse, S. 48f. und gemeinschaftlich die verschiedene Lesarten hervorbringt. Umgekehrt führt eine „kontinuierliche Interaktion“ im virtuellen Raum nicht nur zu einer „sozialen Präsenz“,[177]Gerry Stahl, Timothy Koschmann und Dan Suthers 2006, S. 2 sondern auch zur Entstehung der Gruppenkognition.[178]Stahl, Gerry (2005): Group cognition in computerassisted collaborative learning, S. 80. Eigene Übersetzung. „A group meaning is constructed by the interactions of the group’s individual … Continue reading

Der virtuelle Raum 2: Kollaboration

Kollaboration ist eine koordinierte synchrone Aktivität, die das Ergebnis eines kontinuierlichen Versuchs ist, ein gemeinsames Konzept für ein Problem zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Obwohl wir nicht davon ausgehen, dass eine Zusammenarbeit bei asynchronen Aktivitäten nicht möglich ist […]

Jeremy Roschelle & Stephanie Teasdale 1995, S. [179]Roschelle, Jeremy & Teasdale, Stephanie (1995): The Construction of Shared Knowledge in Collaborative Problem Solving, S. 69 – 97. In: Claire O’Malley (Hrsg.): Computer Supported … Continue reading

Beruhend auf der technischen Infrastruktur des Internet – bzw. in Organisationen oft auch des Intranets[180]genauer der Vernetzungsstruktur und Kollaborationsarchitektur darin – ist der virtuelle Raum ein (quartäres) Medium, über das Menschen synchron in Echtzeit[181]Über Videokonferenzsysteme wie etwa Zoom, Teams-Meetings oder auch BigBlueButton, BBB. Informationen austauschen oder auch asynchron[182]Permanente Chats, Foren, Wikis, Dateien etc. kollaborieren und zusammenarbeiten können. Eine moderne mediale Infrastruktur wie etwa Teams verschmilzt diese beiden Eigenschaften so, dass die Struktur durch das kollaborative Tun der Nutzer:innen gestaltet und damit der virtuelle Raum eingerichtet wird. Die Botschaft ist, dass die technische Infrastruktur ein reales Phänomen, im Regelfall das Arbeitshandeln, ermöglicht. Die Massage ist, dass die darüber angebotenen Medien als Verstärkung der einer Kollaboration vorauslaufenden grundsätzlichen geistigen Infrastruktur von Menschen, der geteilten Intentionalität, dienen können. Der virtuelle Raum ist im 21. Jahrhundert ein Medium, das den Menschen infrastrukturell-kommunikativ – online wie offline – das kollaborative Lernen und Arbeiten vermittelt und jederzeit ermöglicht.

Revision am 23.06.2024

Auch diesem zweiten Teil habe ich noch einmal gründlich durchgelesen und einige kleinere textliche Korrekturen vorgenommen, ohne jedoch die inhaltlichen Aussagen zu verändern. Auch hier war es mir wichtig,

  • einen Aufsatz von Werner Rammert mit dem Titel „Vom Kommandieren anonymer Rechenknechte zur Interaktivität mit persönlichen Agenten“ aus dem Jahr 2007 in die Anmerkungen zu integrieren, weil er noch einmal aus einer techniksoziologischen Sicht das Thema Cyberspace und Internet behandelt sowie
  • den Abschnitt des Exkurses umzustellen, weil der jetzt folgende Abschnitt „Bewusstseinscomputer“ zum einen an den ersten Teil des Beitrags anknüpft und zum anderen von da aus zum Thema Informationen und Kybernetik weiterleitet.

Weitere Ergänzungen

  • 27.06.24: Heute habe ich den Abschnitt über Informations-Systeme erweitert und insbesondere durch Ausführungen zu fragen der Intelligenz, die ursprünglich gemeinsam mit Information im englischen Begriff intelligence enthalten war, ergänzt. damit habe ich endlich den Aufsatz von Rudolf Seising mit dem schönen Titel KI – Kapriolende Intelligenz – Kapriolende Information einbauen können, den ich im Rahmen unserer Arbeitsgruppe zur Künstlichen Intelligenz schon vor längerer Zeit gelesen hatte. Dabei habe ich auch ein wenig umgestellt und diesen speziellen Abschnitt als eigenen Exkurs mit dem Titel „Informierte Intelligenzen“ eingebunden, damit der ursprüngliche Text weitgehend erhalten bleibt.
  • 28.06.24: Heute habe ich noch den Zusammenhang zwischen der Kybernetik, der technischen Informationstheorien und der künstlichen Intelligenz, mit Verweis auf Rudolf Seising, besser hergestellt. Dazu habe ich zusätzlich seinen Aufsatz aus 2023, Kein KI-Urknall. Nirgends, verwendet.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Turner, Fred (2008): From Counterculture to Cyberculture. Übersetzung durch DeepL.
2 „As Stewart Brand’s migrations across the 1960s suggest, New Communalist visions of consciousness and community had become entangled with the cybernetic theories and interdisciplinary practices of high-technology research long before computers were miniaturized or widely interlinked“ (Turner 2008, S. 104).
3 „Während der 1980 verstorbene McLuhan sich zum ‚Cyberspace’ nicht mehr äußern konnte, findet für Leary in den virtuellen Weiten des Internets die Menschheitsgemeinschaft zu sich selbst und zu ‚kosmischen Bewusstsein'“ (Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten, S. 8).
4 „‚Cyberspace‘ ist eines der populärsten Techno-Wörter überhaupt geworden, das vielfältig verwendet wird und mit dem ursprünglichen Kontext, für den Gibson es erfunden hat, nichts mehr zu tun hat“ (Neuhaus, Wolfgang (2006): Als William Gibson den Cyberspace erfand …).
5 „In the near future, more than twenty million Americans will use com­puters to establish intense interactive partnerships with otherinhabitants of cyberspace“ (Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, Sektion II, S. 43).
6 Neuhaus 2006
7 Karlheinz Steinmüller, zitiert nach Neuhaus 2006.
8 William Gibson und Jaron Lanier kannten sich über das aktive „Global Business Network“, siehe Exkurs.
9 Über diese beiden durfte ich 2015 das Konzept im Rahmen einer Projekttagung kennenlernen, was einen wichtigen Auslöser meiner eigenen Beschäftigung mit diesem Thema darstellte.
10 Darüber hinaus habe ich speziell für diesen Beitrag DeepL für Windows genutzt – mit einer sehr guten Erfahrung bezüglich der Übersetzungsleistung.
11 Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten, S. 13.
12 A.a.O., S. 11
13 „The idea that the material world could be thought of as an information system and modeled on computers emerged not with the Internet, but much earlier, in and around the government-sponsored research laboratories of World War II, and particularly around the Radiation Laboratory at MIT“ (Turner 2008, S. 15; Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows).
14 Neuhaus 2006
15 Gibson im Interview: „At the End of Neuromancer, the Matrix is sentient. It has, in some ways, one will“ (In: Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, Sektion II, S. 23. Kursiv im Original. Eigene Übersetzung.).
16 In obigem Interview berschrieb er diesen Raum so: Cyberspace is „a consensual hallucination that these people have created […] It’s not really a place, it’s not really space. It’s notional space.“ Zitiert nach Neuhaus 2006, kursiv von mir.
17 „Das gleiche gilt für den Cyberspace, wie Leary ihn sich vorstellt: ebenso wie der Drogentrip eröffnet und bedingt er Räume des Imaginären, stellt sie her und bereit, macht sie synthetisierbar, programmierbar“ (Sprenger 2011, S. 13).
18 A.a.O.
19 „In Cybercafés und ‚Chatrooms‘ wird ebenso geflirtet oder über andere getratscht wie an realen städtischen Orten […] Die ’soziale Dichte‘ der Gesellschaft – darunter verstehen wir die Menge der Interaktionen in einem Raum – nimmt zu“ (Rammert 2007, S. 3).
20 „Die häufig verwendete Bezeichnung ‚Realwelt‘ für die bekannte, traditionelle soziale Welt ist irreführend, weil der Cyberspace nicht weniger real ist. Die in ihm herrschende Realität ist lediglich eine notwendig technisch vermittelte. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die sozialen Auswirkungen von Handlungen im Cyberspace ebenso real sein können, wie die in der traditionellen Welt“ (Schetsche, Michael (2003): Der Cyberspace als sozialer Raum. Die soziologische Perspektive, Fußnote 6).
21 Neuhaus 2006
22 Turner 2008, S. 3. Übersetzung mit Hilfe von DeepL, kursiv durch mich.
23 „But cybernetics are the stuff of which the world is made. Matter is simply frozen information“ (Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, S. 9.). Siehe hierzu weiter Punkt 2.4.
24 „If we are to stay free, we must see to it that the right to own digital data processors becomes as inalienable as the constitutional guar­antees of free speech and a free press“ (A.a.O., Sektion II, S. 43).
25 „The evidence presented here suggests otherwise; that the Internet simply represents yet another takeover, by digital computing of an activity (telecommunications) that had a long history based on analog techniques“ (Ceruzzi, Paul E. (2003): A History of Modern Computing, S. 347. Eigene Übersetzung).
26 „It began in the wake of World War II, as the cybernetic discourse and collaborative work styles of cold-war military research came together with the communitarian social vision of the counterculture“ (Turner 2008, S. 9).
27 Hierauf beruht wesentlich die moderne Systemtheorie, insbesondere mit dem Begriff der Autopoiesis „als Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems“ (Wikipedia: Autopoiesis am 15.06.2024).
28 „But the people at MITS and their hangers-on created more than just a computer. This $400 computer inspired the extensive support of user groups, informal newsletters, commercial magazines, local clubs, conventions, and even retail stores. This social activity went far beyond traditional computer user groups, like SHARE for IBM or DECUS for Digital. Like the calculator users groups, these were open and informal, and offered more to the neophyte. All of this sprang up with the Altair, and many of the publications and groups lived long after the last Altair computer itself was sold“ (Ceruzzi 2003, S. 231).
29 „Over time, the network’s members and forums helped redefine the microcomputer as a ‚personal‘ machine, computer communication networks as ‚virtual communities,‘ and cyberspace itself as the digital equivalent of the western landscape into which so many communards set forth in the late 1960s, the ‚electronic frontier'“ (Turner 2008, S. 6).
30 „To a generation that had grown up in a world beset by massive armies and by the threat of nuclear holocaust, the cybernetic notion of the globe as a single, interlinked pattern of information was deeply comforting: in the invisible play of information, many thought they could see the possibility of global harmony“ (Turner a.a.O., S. 5).
31 „Der Ausdruck Internet […] entstand als Kurzform der Bezeichnung interconnected networks (zusammengeschaltete Netzwerke) bzw. des daraus entwickelten Fachausdrucks internetwork […]“ (Wikipedia: Internet am 16.06.24. Kursiv im Original).
32 „Der entscheidende Veränderungsschub erfolgt seit Ende der 90er Jahre mit der Vernetzung der Computer. Durch die Netzwerktechnologien – vom Server über das Internet bis hin zur Protokolltechnologie – entpuppt sich der Computer in seiner Eigenschaft als universelles Medium. Er verwandelt sich zu einem Knoten in einem weltweiten Verbindungsnetz, an dem Informationen jeglicher Art gesendet, empfangen, verarbeitet und gespeichert werden“ (Rammert 2007, S. 3).
33 „Der Nutzer bewegt sich – vermittelt über Repräsentationen oder sogar über technisch erzeugte Perspektiven auf dem Bildschirm und in dreidimensionaler Darstellung – in den Datenräumen. Er wird zu einem aktiven Teil dieses ‚Cyberspace'“ (A.a.O., S. 4).
34 „Each transformation of digital computing was propelled by individuals with an idealistic notion that computing, in its new form, would be a liberating force that could redress many of the imbalances brought on by the smokestack of the ‘‘second wave,’’ in Alvin Toffler’s phrase“ (Ceruzzi, Paul E. (2003): A History of Modern Computing, S. 347. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows.).
35 Dittmann 2017
36 „Medien sind Technologien der Relationalität, d.h. sie erleichtern es, bestimmte Arten von Verbindungen zwischen Menschen und zu Objekten zu schaffen. ‚Digitalität‘ bezeichnet damit jenes Set von Relationen, das heute auf Basis der Infrastruktur digitaler Netzwerke in Produktion, Nutzung und Transformation materieller und immaterieller Güter sowie in der Konstitution und Koordination persönlichen und kollektiven Handelns realisiert wird“ (Stalder, Felix (2016): Kultur der Digitalität, S. 18).
37 Computer „sind Medium der Repräsentation, Speicherung und Verbreitung und gleichzeitig Maschinen der Verarbeitung von Zeichen“ (Rammert 2007, S. 2).
38 „In fact […] no medium has its meaning or existence alone, but only in constant interplay with other media“ (McLuhan 1964, S. 32).
39 „Der sprachliche ‚Code‘ gründet auf einer nichtsprachlichen Infrastruktur des intentionalen Verstehens und auf einem gemeinsamen begrifflichen Hintergrund, der tatsächlich logisch vorrangig ist“ (Tomasello 2011, S. 69; Kursiv durch mich).
40 Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten
41 Sprenger a.a.O., S. 10. „Digital-graphic appliances are developing a partnership between human brains and computers […] In similar fash­ion, our brains are forming neural-electronic symbiotic linkups with solid-state computers“ (Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyberculture, Sektion II, S. 39).
42 „I was originally gonna call this book Jacked In“ (Gibson 1994 in Leary, a.a.O.).
43 „As Stewart Brand’s migrations across the 1960s suggest, New Communalist visions of consciousness and community had become entangled with the cybernetic theories and interdisciplinary practices of high-technology research long before computers were miniaturized or widely interlinked“ (Turner 2008, S. 104).
44 Die Aussage geht im Aufsatz von Florian Sprenger auf Timothy Leary zurück, gilt aber inhaltlich auch für Gibsons Skizze des Cyberspace speziell im Neuromancer. „Wir werden elektronische und elektrische Medien der Bewusstseinserweiterung benutzen, weil das Bewusstsein, ob uns das gefällt oder nicht, ein biochemisch-elektrisches Netz ist; die Möglichkeit, es auszulösen und in seinem vollen Umfang zu gebrauchen, liegt in der chemisch-elektrischen Technik“ (Timothy Leary 1997, zitiert nach Sprenger 2011, S. 2).
45 Wikipedia: Wired vom 14.06.24
46 „Cognitive psychologists in turn began to imagine that the brain was a form of digital hardware and its actions a form of software, that thinking was a type of computing an memory simply a matter of data retrieval“ (Turner 2008, S. 17, kursiv durch mich).
47 „Power to the people“ means personal tech­nology available to the individual. D.I.Y. Do It Yourselve“ (Leary 1994 a.a.O.).
48 Rammert, Werner (2007): Vom Kommandieren anonymer Rechenknechte zur Interaktivität mit persönlichen Agenten.
49 „Früher gab es nur große Rechner; jetzt existiert eine Vielzahl kleiner leistungsfähiger und billiger Maschinen. Sie sind nicht mehr isoliert, sondern miteinander in Netzen verbunden. Diese wachsende Verflechtung von Rechnern und Telekommunikationsmitteln – die wir ‚Telematik‘ nennen – eröffnet einen völlig neuen Horizont“ (Nora, Simon & Minc, Alain (1979): Die Informatisierung der Gesellschaft; zitiert nach Dittmann, Frank (2017), S. 121: Die Informatisierung der Gesellschaft – eine Studie von 1978; Vorwort der Studie in der Computerwoche 1979).
50 So der Titel von Schmiede, Rudi (1996) mit der Ergänzung „Arbeit, Produktion und Subjekt in der ‚Informationsgesellschaft‘„.
51 Baukrowitz, Andrea; Boes, Andreas & Schmiede, Rudi (2000): Die Entwicklung der Arbeit aus der Perspektive ihrer Informatisierung, S. 12.
52 „Arbeit – und insbesondere informatisierte Arbeit – wird im folgenden unter verschiedenen Blickwinkeln als gesellschaftstheoretische Schlüsselkategorie analysiert“ (Schmiede a.a.O., S. 8).
53 Sprenger 2011, S. 3
54 Schmiede a.a.O.
55 Tomasello, Michael (2020): Mensch werden, S. 36; Hierzu auch Berger & Luckmann 2016.
56 Tomasello, Michael (2002): Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens
57 „With the new media, however, it is also possible to store and to translate everything“ (McLuhan 1964, S. 68).
58 „We are now in a position to go beyond that and to transfer the entire show to the memory of a computer […] And his [man] power to store, as in a language itself, is also a means of transformation of experience (McLuhan 1964, S. 69).
59 engl. Ratchet Effekt; siehe hierzu Tennie, Claudio; Call, Josep & Tomasello, Michael (2009): Ratcheting up the ratchet: on the evolution of cumulative culture. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B Nr. 364, S. 2406.
60 Tomasello, Michael; Kruger, Ann Cale & Ratner, Hilary Horn (1993): Cultural Learning
61 „From coin to paper currency, and from currency to credit card there is a steady progression toward commercial exchange as the movement of information itself“ (McLuhan 1964, S. 152; Eigene Übersetzung).
62 Der entscheidende Schritt ist hier, dass die Menschen nicht jedesmal die dahinterliegende Erfahrung erneut machen müssen. Sie können sie aus den Informationen bereits ableiten.
63 „In der Folge fließen die Erfahrungen der Menschen zunehmend vermittelt über immer komplexere Systeme von Informationen in die Konstruktion von Maschinen und die Organisation von Arbeitsprozessen ein“ (Boes, Andreas & Kämpf, Tobias (2012): Informatisierung als Produktivkraft: Der informatisierte Produktionsmodus als Basis einer neuen Phase des Kapitalismus, S. 321).
64 Tomasello, Michael (2010): Warum wir kooperieren, S. 82
65 Rammert, Werner (1995): Von der Kinematik zur Informatik – Konzeptuelle Wurzeln der Hochtechnologien im sozialen Kontext. S. 65-109. In: Werner Rammert (Hrsg.): Soziologie und künstliche Intelligenz – Produkte und Probleme einer Hochtechnologie. Zitiert nach Lettkemann, Eric & Meister, Martin (2003): Vom Flugabwehrgeschütz zum niedlichen Roboter. Zum Wandel des Kooperation stiftenden Universalismus der Kybernetik, S. 24).
66 Shannon, Claude E. & Weaver, Warren (1976): Mathematische Grundlagen der Informationstheorie, S. 18. Die Grundlage bildete Shannons Theorie. Vgl. dazu: Shannon, Claude E. (1948): A Mathematical Theory of Communication. In: The Bell System Technical Journal, Vol. 27, S. 379 – 423 und 623 – 656.
67 Boes, Andreas (2015): Informatisierung der Gesellschaft und Zukunft der Arbeit – Teil 1: Das Konzept der Informatisierung. Begleitpräsentation zur Vorlesung, Folie 9).
68 „Am Ende des Kapitels ‚Computing Machines and the Nervous System‘ deutete Wiener an, dass der Begriff der information ganz neu gedacht werden müsse, da es sich offenbar um eine natur- oder ingenieurwissenschaftliche Fundamentalgröße handele, die nicht mit den anderen Basisgrößen – Materie und Energie – vergleichbar sei“ (Seising, Rudolf (2023): KI – Kapriolende Intelligenz – Kapriolende Information, S. 56).
69 Hier die Originalaussage: „Automation and cybernation can play an essential role in smoothing the transition to the new society“ (McLuhan 1969.
70 Janich, Peter 2006, S. 24
71 Janich 2006, S. 67; Kursiv im Original. Techniken „sind nämlich nur dadurch in die Welt gekommen, dass Menschen sie hervorgebracht haben – als Kulturleistungen.“
72 Ein anschauliches Beispiel dafür liefert Jürgen Kocka (1969): Unternehmensverwaltung und Angestelltenschaft am Beispiel Siemens, S. 292. „Dagegen ist die Entwicklung der Firma Siemens durch eine Zunahme, wenn nicht gar Fetischisierung der innerbetrieblichen Schriftlichkeit geprägt, die in den nur bruchstückhaft überlieferten Vorgängen manchmal den Eindruck er­weckt, als seien die Korrespondierenden durch weite Entfernungen daran gehindert worden miteinander zu sprechen, obwohl sie in Wirklichkeit im sel­ben Hause arbeiten.“
73 Janich 2006, S. 151; Kursiv im Original.
74 „Aneignung ist als Prozess zu verstehen, da die Nutzer mit der neuen Technologie praktische Erfahrung sammeln und mit der Zeit einen Platz innerhalb der eigenen Arbeitspraktiken schaffen müssen. Dieser Prozess ist dabei immer ein sozialer Prozess, da die Arbeitspraktiken per Definition immer soziale Praktiken sind, die geteilt und sozial verhandelt werden […] Der Begriff der Aneignung macht dabei deutlich, dass sich die Nutzer die AWS [Anwendungsoffene Nutzersoftware] kollektiv zu Eigen machen müssen“ (Richter, Alexander & Riemer, Kai (2013): Nutzungsoffene Anwendungssoftware, S. 5f).
75 „Allein semantisch und pragmatisch kompetente, sprachfähige Menschen selbst […][erzeugen und verstehen] die sprachlichen Gegenstände und deren Bedeutung, Geltung und Zusammensetzung“ (Janich 2006, S. 83).
76 „Die traditionelle Kommunikation von Angesicht zu Angesicht kann zukünftig nicht mehr allein als Standardsituation zwischenmenschlichen Austausches angesehen werden, an der alle anderen sozialen Beziehungen zu messen sind“ (Schetsche 2003, S. 13; Kursiv im Original).
77 Siehe hierzu ausführlicher den ersten Teil dieses Beitrags hier bzw. Punkt 3.2.1.
78 „Es ist unter allen Umständen und in allen Kontexten, also auch bei der Beurteilung der investierten Sprachphilosophie und Nachrichten- bzw. Informationstheorien, der Fall, daß allein semantisch und pragmatisch kompetente, sprachfähige Menschen selbst, nämlich als Sprecher und Hörer, die sprachlichen Gegenstände und der Bedeutung, Geltung und Zusammensetzung erzeugen und verstehen (müssen) und dabei permanent die Rollen von Sprecher und Hörer tauschen“ (A.a.O.).
79 Boes, Andreas & Kämpf, Tobias (2012): Informatisierung als Produktivkraft:Der informatisierte Produktionsmodus als Basis einer neuen Phase des Kapitalismus, S. 320.).
80 Nora & Minc a.a.O.
81 „Auch wenn der Begriff der ‚Informationsgesellschaft‘ in ‚Understanding Media‘ nicht auftaucht, so kündigt McLuhan sie gleichwohl an, wenn er schreibt, dass selbst große, weltweit operierende Firmen wie A.T.&T. oder General Electric bisher noch nicht recht begriffen hätten, dass sie nicht mit Telefonapparaten oder Glühlampen handeln, sondern mit Informationen“ (Krotz 2001, S. 65).
82 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 6; Kursiv durch mich.
83 Boes & Kämpf 2012, S. 320; Kursiv durch mich).
84 Boes, Andreas (2022): Digitalisierung und Transformation. Präsentation zur Sitzung der Taskforce Transformation des DGB.
85 A.a.O.
86 Hierzu hat nicht nur im deutschen die Struktur der natürlichen Sprache beigetragen. Mit diesem Aspekt werde ich mich im vierten Teil dieser Blockserie beschäftigten. Vgl. hierzu auch den äußerst lesenswerten Aufsatz von Rainer Totzke (2004): Schrift und Wissen. Was die Theorie des Wissensmanagement von Platons Schriftkritik lernen kann.
87 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 3: Die IuK-Techniken haben insofern „nicht nur (?)[sic!] Werkzeugcharakter zur Unterstützung außer ihnen liegender Aufgaben und Tätigkeiten, sondern sie sind Bestandteil eines Gesamtprozesses“.
88 A.a.O., S. 1: „Damit ist die Informations- und Kommunikationstechnik auch einem anderen Zusammenhang zuzuordnen als allein dem stofflichen Produktionsprozeß“.
89 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 13
90 V.o.I.P.
91 Tabellenkalkulationen wie etwa Excel
92 Textbearbeitungsprogramme wie etwa Word
93 Grafikprogramme wie etwa Photoshop
94 YouTube als Beispiel verknüpft das bereits als Netzwerk in entsprechenden Communities oder Kanälen
95 Boes, Andreas (2017): Produktivkraftsprung Informationsraum, Folie 8.
96 Stalder, Felix (2016): Kultur der Digitalität
97 Kovats & Winkler 2012, S. 117
98 Meine Betrachtung der Organisationsebene soll mitnichten bedeuten, dass diese nicht der Entwicklung moderner kapitalistischer Produktionsweisen folgt, wie es Baukrowitz, Boes & Schmiede immer wieder für die Wirtschaft allgemein betonen.
99 Boes & Kämpf 212, S. 327
100 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 1
101 Schmiede 1996, S. 8, Kursiv durch mich.
102 Boes & Kämpf 2012, Fußnote 2
103 Das ist besonders in einer Kultur der Digitalität der zentrale Aspekt, wie zumindest Felix Stalder in seinem Werk betont. „Der Begriff der Kultur wird dabei sehr weit gefasst, als die Summe aller Artefakte, Institutionen und Prozesse, in denen soziale Bedeutung verhandelt werden“ (Stalder, Felix (2024): Kultur der Digitalität. In: & Jörg Noller (Hrsg.): Handbuch Philosophie der Digitalität.
104 Mit der Frage von Wissen und seiner Generierung durch das Lernen habe ich mich im Rahmen meiner Blogbeiträge bereits häufig beschäftigt. Ausgangspunkt war oftmals auch die Frage des Wissensmanagements wie etwa hier und hier, in neuerer Zeit aber auch epistemische Überlegungen wie etwa hier und hier.
105 Hierzu beisielsweise Stahl, Gerry (o.J.): Group Cognition as a Foundation for the New Science of Learning. Nach meiner Interpretation ist das die konsequente Weiterentwicklung der von Michael Tomasello so bezeichneten geistigen Infrastruktur menschlicher Kommunikation bzw. dem philosophischen Phänomen der geteilten Intentionalität in Bezug auf menschliches Wissen.
106 Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computerunterstütztes Kollaboratives Lernen. Eine historische Perspektive.
107 „Die […] technologischen Umwälzungen[…] zu einer enormen Ausbreitung der Computertechnik innerhalb fast aller Arbeitsbereiche von Unternehmen und Institutionen geführt. Dabei wurde die Datenverarbeitung im Laufe der Zeit zur Informationsverarbeitung umdefiniert und auch der Wissensbegriff schließlich mit einem objektivistisch konzipierten Begriff der Information bzw. des Informationstransfers […] verknüpft“ (Totzke, Rainer (2004): Schrift und Wissen. Was die Theorie des Wissensmanagement von Platons Schriftkritik lernen kann, S. 2).
108 „Kein anspruchsvolles Handwerk ist sprachlos.“ Peter Janich spricht hier in einer sehr treffenden Metapher, die die Nähe zum Handwerk zeigen soll, von „Mundwerk“ bezüglich wissensverarbeitender Prozesse und den Wissenschaften generell. Vgl. hierzu Janich, Peter (2015): Handwerk und Mundwerk. Über das Herstellen von Wissen, S. 19.
109 „Die Verstetigung des Informationsgebrauchs durch Verschriftlichung und die Schaffung von Informationssystemen bilden dabei die beiden Schlüsselprozesse der Informatisierung […] So entsteht aufbauend auf dem basalen Informationssystem […] der Buchhaltung, ein ‚papierner Apparat‘ (Jeidels 1907) über den zunehmend komplexere Informationen zur Steuerung und Kontrolle der Unternehmen gesammelt werden können“ (Boes & Kämpf 2012, S. 322).
110 „Diese ‚papiernen Apparate‘ werden seit den 1950er Jahren nach und nach auf Computer übertragen und damit in eine digitale Form gebracht. So entsteht ein Prozess der maschinellen Datenverarbeitung innerhalb der Welt der Informationen […] Erst mit dem Personal-Computer verändern sich aufgrund seines Werkzeugcharakters die Möglichkeiten der integrierten Bearbeitung von Daten und Informationen“ (Boes, Andreas (2021): Informationsräume und Digital Twins).
111 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 5
112 Siehe hierzu das Kapitel Kybernetik in Janich 2006, S. 48 – 57. „[…] die Verwendung solcher Maschinen als leistungsgleicher Ersatz für das Erreichen oder Aufrechterhalten oder Vermeiden eines Zieles bringen Begriffe ins Spiel, die nicht mehr zur Mathematik und Physik gehören, sondern den menschlichen Umgang mit Maschinen betreffen und deshalb von Ziel und Mittel, von Sein und Sollen, von Beabsichtigen, Wahrnehmen und Ausführen sprechen“ (S. 52, kursiv im Original).
113 „The rhetoric of cybernetics not only embodied, but also actively facilitated, networking and entrepreneurship“ (Turner 2008, S. 25).
114 Hierfür wurden nun eigenständige Abteilungen, wie etwa L&D oder auch nur PE, gebildet, die den Umgang mit Medien und das Lernen darüber fremdbestimmt und personalisiert, also auf einzelne zugemünzt, zu organisieren hatten.
115 „‘Personalized‘ education promises you can move at your own pace. You can (ostensibly) move in the direction you choose […] Unlike the routes of ‚traditional‘ education – the lecture hall, the classroom – those routes that are prescribed for and by the collective, ‚personalized software‘ is for you and you alone. The computer is a radically individualistic, individualizing technology; education becomes a radically individualistic act“ (Watters, Audrey (2017): Driverless Ed-Tech: The History of the Future of Automation in Education).
116 Baukrowitz, Boes & Schmiede 2000, S. 4
117 „Written text is still the preferred media for ‘storage’ and ‘transfer’ of knowledge. Within the scope of the paper we understand written text as a persistent form of speech acts and recognize […] its operational aspects as well. The latter implies the inclusion of the ‚contents‘ of computer-based information systems […]“ (Wyssusek, Boris & Totzke, Rainer (o.J.): Understanding Organizational Knowledge: The Perspective of Media Philosophy, S. 3).
118 „So findet Kommunikation heute in den meisten Avatara-Welten durch Text statt, die von dem einen Nutzer per Tastatur eingegeben werden und von den anderen Nutzern dann am Bildschirm gelesen werden könne[n]“ (Schetsche 2003, S. 9).
119 „Computerprogramme, unter anderem das aktuelle und vieldiskutierte Chatbot ‚ChatGPT4‘ […][sind] ein elektronisches, textbasiertes, mit Massen von Daten gefüttertes Dialogsystem, deren Auswertungsergebnisse uns als Künstliche Intelligenz (KI) präsentiert wird […] (Küppers, Udo E. W. (2024): KI-Visionen oder kybernetische Perspektiven?, kursiv durch mich). Bezüglich der Daten des manuellen Trainings annotieren insbesondere Klickworker:innen mediale Informationen in Bildern, Videos und bringen sie mit Texten in Übereinstimmung. Gerade unter dem Aspekt des Technik-Tuns lohnt es sich „zu fragen, ob KI tatsächlich so künstlich ist – denn die Technologie beruht wesentlich auf repetitiver Arbeit von Menschen, auf Handarbeit“. Siehe hierzu Kretzschmer, Christian (2023): Wie Klickarbeiter in Kenia ausgebeutet werden.
120 Seising, Rudolf (2023): KI – Kapriolende Intelligenz – Kapriolende Information. Hervorhebung im Original kursiv.
121 „Intelligence“ war lange Zeit das übliche Wort, um das von Telegrafie und Telefonie von Ort zu Ort zu Transportierende zu benennen“ (Seising, Rudolf (2023): Kein KI-Urknall. Nirgends, S. 52).
122 Janich, Peter (2006): Was ist Information? S. 83
123 „Drawing on Claude Shannon´s information theory (published in 1948, but likely familiar to Wiener much eralier), Wiener defined messsages as ‚forms of pattern an organiszation‘ […] together […] they sparked a decade´s worth of debate about the proper role of computers in society“ (Turner 2008, S. 22f).
124 „Die gesamte Fülle der Dimensionen von Information kann nur zwischen Lebewe-
sen übertragen werden, denn um mit den Nachrichten auch ihre Bedeutung und ihre Intentionen wahrzunehmen, ist ein Verständnis nötig, das Maschinen nicht leisten konnten, bisher nicht leisten können und vielleicht prinzipiell nicht leisten können“ (Seising 2023, S. 54).
125 „General intelligence, like electricity, may be regarded as kind of energy. We do not know what the ultimate nature of this energy is, but as in the case of electricity, we know it by the things it does or, better, by the things it enables us to do – such as making appropriate associations between events drawing correct inferences from propositions, understanding the meaning of words, solving mathematical problems or building bridges“ (David Wechsler, zitiert nach Seising 2023, S. 61).
126 Hierzu sehr schön Hans Magnus Enzensberger (2007): Im Irrgarten der Intelligenz. Ein Idiotenführer.
127 „Spearman nannte sie ‚g-Factor‘, und er sah darin ein Maß der allgemeinen und angeborenen ‚geistigen Energie‘ des Menschen (Seising 2023, S. 63). Ausführlich dazu meine eigene Beschäftigung mit diesem Thema im Blogbeitrag „Vom kollaborativen Intelligenzfaktor“. Sehr gut dazu auch Stephen J. Gould (1981): Der falsch vermessene Mensch.
128 Seising 2023, S. 52
129 1946 – 53 Macey, 1955/56 Dartmouth
130 bspw. Claude Shannon & William Ross Ashby
131 „Nach dem großen Erfolg seines 1952 erschienenen Buchs Design for a Brain, der ihn im Jahre 1952 zum Macy-Konferenz-Teilnehmer gemacht hatte, waren ihm [William Ross Ashby] die Themen im Umfeld der Kybernetik und der Informationstheorie vertraut […] Er war davon überzeugt, dass die Menschheit die damaligen Computer zu ‚machines with synthetic intellectual powers that will equally surpass those of his own brain‘ weiterentwickeln kann“ (Seising A.a.O., S. 69f).
132 „Der unmittelbare wissenschaftliche wie militärische Erfolg des ‚AA-predictors‘ musste allerdings schon nach wenigen Monaten stark relativiert werden – er konnte in Laborversuchen mit einfacheren geometrischen Voraussagemaschinen, die auf bereits existierender Artillerietechnik aufbauten, nicht konkurrieren“ (Lettkemann, Eric & Meister, Martin (2003): Vom Flugabwehrgeschütz zum niedlichen Roboter. Zum Wandel des Kooperation stiftenden Universalismus der Kybernetik, S. 5).
133 Siehe hierzu auch Galison, Peter (1994): The ontology of the enemy. Norbert Wiener and the cybernetic Vision. Ebenso: „Doch an jenem Tag im Juli 1942 in Wieners MIT-Labor war es für Stibitz und Weaver tatsächlich ‚unheimlich“, wie das System des simulierten Piloten und des AA-Prädiktors in der Lage war, die nächsten Handlungen eines Piloten vorauszusagen. Der zweite Weltkrieg machte das Verständnis der feindlichen Intentionen zu einer Frage des Überlebens“ (Galison, Peter (1997): Ontologie des Feindes. Norbert Wiener und die Vision der Kybernetik. In: Rheinberger, H.-J. & Hagner, M. (Hrsg.) Räume des Wissens. Repräsentation, Codierung, Spur. Berlin: Akademie Verlag, S. 281 – 324, S. 319. Kursiv durch mich.).
134 „Embeded in Wiener´s theory of society as an information system was a deep longing for and even a model of an egalitarian, democratic social order“ (Turner 2008, S. 24. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows, kursiv durch mich).
135 A.a.O., S. 25. Das bedeutete eine „antithetische kulturelle Entwicklung“ gegenüber den Technologien und sozialen Strukturen des Staates und der Rüstungsindustrie während des kalten Krieges (S. 3).
136 Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computerunterstütztes Kollaboratives Lernen. Eine historische Perspektive.
137 „Psychology as the behaviorist views it is a purely objective experimental branch of natural science. Its theoretical goal is the prediction and control of behavior“ (Watson, John (1913): Psychology as the Behaviorist views it. Sein Aufsatz gilt bis heute als Manifest des Behaviorismus.
138 „Der Schritt von den physikalischen Begriffen Reiz und Reaktion zu den informationstheoretischen Konzepten Input und Output ist weit geringer, als der erste Eindruck vermuten lässt […] Nachdem ihn die Behavioristen zur organischen Maschine erklärt haben […], wird der Mensch von den Kognitivisten als informationsverarbeitendes System ausgerufen“ (Herzog 2012, S.184ff).
139 Hier möchte ich vor allem auf das E-Learning hinweisen, das zum einen eigentlich ein E-Teaching ist, zum anderen aber in der konkreten Programmierung wesentlich auf behavioristischen Vorstellungen beruht. Vergleiche hierzu auch meinen Aufsatz hier.
140 „Nicht Erklären oder Verstehen ist Aufgabe der Psychologie, sondern Vorhersagen und Kontrollieren“ (Herzog, Walter (2012): Ideologie der Machbarkeit. Wie die Psychologie einer effizienzorientierten Bildungspolitik Plausibilität verschafft, S. 178).
141 Dabei kam es auch zur begrifflichen Umwendung des bisherigen Begriffs der Handlung und einer Kollaboration durch die Idee einer systembedingten Verhaltenssteuerung aus der am Ende auch die Systemtheorie hervorging.
142 „Die kollaborative Aushandlung und das soziale Teilen von Gruppenbedeutungen – zentrale Phänomene der Kollaboration – können nicht mit traditionellen psychologischen Methoden untersucht werden“ (Stahl, Koschmann & Suthers 2006, S. 4).
143 „Dabei ist der Prozess des Formens und des Unterweisens jedoch ein doppelt kontingenter Prozess. Damit fällt die Vergegenständlichung eines geistigen Prozesses in Form von Informationen nicht mit dem geistigen Prozess selbst in eins. Die entäußerte Information ist also nicht mit dem Gedanken, der ihr zugrunde liegt, identisch, sondern stets nur eine mehr oder weniger unvollständige Widerspiegelung desselben“ (Boes & Kämpf 2012, S. 321).
144 Stahl, Gerry (2006): Group Cognition. Computer Support for Building Collaborative Knowledge. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows, fett durch mich. „To support online collaboration, our technology and culture have to be reconfigured to meet a bewildering set of constraints. Above all, this requires understanding how digital technology can mediate human collaboration.“
145 Sie gilt bereits analog nicht, siehe hierzu auch meinen Blogeintrag hier.
146 Siehe hierzu genauer Teil 1 des Beitrages.
147 „Damit unterscheidet sich dieses Charakteristikum von den bisher aufgeführten, da es hier u. a. um die Opazität von Medienpraktiken geht, deren Durchdringung erst Medienpraktiken analytisch aufschließt“ (Dang-Anh, Mark; Pfeifer, Simone; Reisner, Clemens & Villioth, Lisa (Hrsg.): Medienpraktiken. Situieren, erforschen, reflektieren, S. 24.).
148 „Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass nicht alle unsere Intentionen bewußt sind, ja in einem gewissen Sinn sind uns die wenigsten unsere Intentionen aktuell bewußt“ (Schmid, Hans Bernhard (2012): Wir-Intentionalität. Kritik des ontologischen Individualismus und Rekonstruktion der Gemeinschaft, S. 168, Kursiv im Original).
149 Tomasello, Michael (2020): Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese.
150 Tomasello, Michael (2020): Mensch werden, S. 215f. „Von Beginn an vertrauen Kinder fast immer der Information, die die Erwachsenen ihnen durch intentionale Kommunikation vermitteln, bei der etwas gezeigt oder gesagt wird […] Haux et al. (2017) stellten tatsächlich fest, dass fünfjährige Kinder dem, was andere ihnen sagen, so sehr vertrauen, als ob sie es mit eigenen Augen gesehen hätten.“ Kursiv durch mich.
151 „Storing details is often unnecessary to act effectively; a broad picture is generally all we need […]“ (Sloman, Stephen & Fernbach, Philip (2017): The Knowledge Illusion. Why we never think alone, S. 4).
152 „We acquire our ability to think and to learn by adopting practices that arise within small-group interactions, such as in our family, work teams or collegial circles. Our thinking is responsive to and conditioned by our embeddedness in a physical, interpersonal and cultural environment—particularly the immediate discourse or action context“ (Stahl, Gerry (2016/22): The Theory of Group Cognition. In: Essays in Philosophy of Group Cognition, S. 163 – 211, S. 164f).
153 Siehe speziell hierzu auch Teil 1 – Kollektives Raum-Gedächtnis.
154 Boes & Kämpf 2012, S. 321
155 Schmid 2012, S. 177
156 „Welche soziale Einheit für ein bestimmtes soziales Verhalten entscheidend ist, ist eine objektive Frage und ein Problem, dem in einer Sozialstudie viel Beachtung zu schenken ist“ (Lewin, Kurt (2012): Feldtheorie in den Sozialwissenschaften. Ausgewählte theoretische Schriften, S. 198).
157 Tomasello 2011, S. 119f
158 Stahl, Gerry (2005): Group cognition in computer-assisted collaborative learning, S. 80; Eigene Übersetzung. „As Stahl (2003) argued, one can identify processes of meaning-making or knowledge building in the interaction that cannot be attributed to any individual group members, although the participation of the individuals in the group process is necessary as sources of contributed utterances and as interpreters of the shared meaning.“
159 Lotter, Wolf (2020): Zusammenhänge. Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen, S. 12. Weiter: „Zusammenhänge, also angewandtes Wissen, erschließen sich nicht durch Auswendiglernen, stures Pauken und rekordverdächtige Gedächtnisspiele“ (S. 13).
160 Hiermit habe ich mich bereits mehrfach auch vorher kritisch auseinandergesetzt. Siehe hierzu vor allem meinen Beitrag zum kollaborativen Intelligenzfaktor hier.
161 „This means that the contributions we make as individuals depend more on our ability to work with others than on our individual mental horsepower […] It also means that we learn best when we’re thinking with others“ (Sloman & Fernbach 2017, S. 16).
162 „Demzufolge verschob sich die Rolle der Computer weg von der Unterweisung […] hin zur Kollaborationsunterstützung, indem Medien zur Kommunikation und scaffolding für produktive Interaktionen zwischen den Lernenden bereitgestellt werden“ (Stahl, Koschmann & Suthers 2006, S. 7. Kursiv durch mich).
163 „Group cognition theory poses an alternative to psychological theories of mental phenomena in individual minds as well as to sociological theories of societal structures existing independently of the people who inhabit those structures“ (Stahl, Gerry (2021): Essays in Philosophy of Group Cognition, S. 164. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows).
164 „Koschmann recommended that talk about ‘knowledge’ as a thing that can be acquired should be replaced with discussion of ‘meaning-making in the context of joint activity’; in order to avoid misleading images of learning as mental acquisition and possession of knowledge objects“ (Stahl 2005, S. 82).
165 „This was a general claim of Vygotsky (1930/1978): that inter-subjective or inter-psychological or group learning generally preceded individualor intra-psychological learning, which resulted from the internalization of what took place socially“ (Stahl, Gerry (2005): Group cognition in computer-assisted collaborative learning, S. 80).
166 Stahl 2021, S. 168f. Eigene Übersetzung. „A group has achieved intersubjectivity if the members of the group interact well enough to pursue the group’s aims together.“
167 Kommunaktiv gehören dazu für Michael Tomasello 1. gemeinsame Kommunikationsabsichten, 2. gemeinsame Aufmerksamkeit und ein gemeinsames Situationsverständnis, 3. prosoziale Motive, 4. geteilte Erwartungen und Normen, 5. sprachliche Konventionen. Siehe Tomasello 2011, S. 119f.
168 „In this book, mediation plays a central role in group cognition, taken as an emergent phenomenon of small-group collaboration. The computer support of collaboration is analyzed as a mediating technology whose design and use forms and transforms the nature of the interactions and their products“ (Stahl 2006, S. 16. Kursiv durch mich).
169 Berger, Peter L. & Luckmann, Thomas (2016): Die Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit.
170 Boes, Folien 3 und 16
171 Boes 2022, Beipackzettel, Produktivkräfte.
172 „Informatisierung ist daher immer nur als zweiseitiger sozialer Prozess von ‚Vergegenständlichung und Aneignung‘ (Holzkamp 1983: 176ff) zu verstehen, in dem stets Form und Inhalt untrennbar voneinander rekonstituiert und reproduziert werden (Boes & Kämpf 2012, S. 321).
173 Nieser, Florian (2019): Immersion, Virtualität und Affizierung in mittelalterlicher Literatur und digitalem Spiel
174 A.a.O., S. 180. „Die Fundierungsordnung zwischen dem Individuellen und dem Gemeinsamen läuft hier genau umgekehrt. Es gibt – auch wenn es nicht der Normalfall ist – gemeinsame Absichten ohne die entsprechenden individuellen Beitragsabsichten; aber die entsprechenden individuellen Beitragsabsichten setzen die gemeinsame Absicht geltungslogisch voraus“ (S. 177).
175 „Gerade die Aussperrung der physisch-materiellen Welt aus dem virtuellen Raum macht die Lernenden, die sich dort aufhalten, im physischen Raum störbar und verletzlich. Ihre Konzentration wird im virtuellen Raum beansprucht; und so fehlt es an Aufmerksamkeit für das Geschehen im physischen Raum; oder umgekehrt“ (Sesink, Werner (2014): Überlegungen zur Pädagogik als einer einräumenden Praxis, S. 38. In: Rummler, Klaus (Hrsg.): Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken. Münster u.a. : Waxmann 2014, S. 29-43).
176 Wischermann, Ulla (2020): Medien, Öffentlichkeit, Geschlechterverhältnisse, S. 48f.
177 Gerry Stahl, Timothy Koschmann und Dan Suthers 2006, S. 2
178 Stahl, Gerry (2005): Group cognition in computerassisted collaborative learning, S. 80. Eigene Übersetzung. „A group meaning is constructed by the interactions of the group’s individual members, not by the individuals on their own. It is an emergent property of the discourse and interaction. It is not necessarily reducible to opinions or understandings of individuals.“
179 Roschelle, Jeremy & Teasdale, Stephanie (1995): The Construction of Shared Knowledge in Collaborative Problem Solving, S. 69 – 97. In: Claire O’Malley (Hrsg.): Computer Supported Collaborative Learning. „Collaboration is a coordinated, synchronous activity that is the result of a continued attempt to construct and maintain a shared conception of a problem. Although we do not propose that collaboration cannot occur in asynchronous activity, we focus on face-to-face interactions, which can only occur as a synchronous activity“, Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows.
180 genauer der Vernetzungsstruktur und Kollaborationsarchitektur darin
181 Über Videokonferenzsysteme wie etwa Zoom, Teams-Meetings oder auch BigBlueButton, BBB.
182 Permanente Chats, Foren, Wikis, Dateien etc.