Wie die Philosophie mein Denken verändert(e)

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Im Rahmen der Ausschreibung „Erfahrungsberichte von Alumni und Förderern aus der Aktion ‚Philosophie & Leben'“ von ProPhilosophia an der Hochschule für Philosophie in München beteiligte ich mich mit folgendem (hier publizierten) Text. Er soll widerspiegeln, wie wichtig dieses Studium für mich und mein Denken war (und ist):

Sternstunden des Philosophiestudiums waren für mich all jene Veranstaltungen, die im weitesten Sinne unter den Grenzfragen der Naturwissenschaften firmierte. Für mich, der ich vor meinem Studium eine fundierte technische Ausbildung genossen hatte, eröffneten sich dadurch ganz neue Dimensionen des Denkens. „Am Schluss der Arbeit stellt sich natürlich die Frage: Warum das Ganze? Handelt man sich nicht durch den Versuch, die Quantenmechanik mit den Gedanken von Hegel zu deuten eine Theorie ein, die noch unverständlicher ist als die Quantentheorie selbst?“ So schrieb ich am Ende meiner Seminararbeit „Hegels ‚bedingter Realismus‘ im Vergleich zur epistemischen Interpretation der Quantenmechanik“. Dieser Arbeit voraus ging eine Auseinandersetzung mit der Deutung der Quantenphysik und Hegels Logik als Denken über die letzten „Dinge“ – und das „Sein“.[1] Zwei Arbeiten entstanden dabei – ohne die Notwendigkeit, damit unbedingt einen „Schein“ machen zu müssen. Sie waren für mich „just for fun“ oder eigentlich besser „just for thinking about“. Vor allem aber waren es Arbeiten, die getrieben wurden durch meine eigenen Fragen. Und ein Nach-Denken, welches sich durch das Studium drastisch verändert hatte. Sie stellten, wenn man so will, meinen persönlichen Beitrag im Sinne eines „Reifens“ meines Denkens an der Philosophie und ihren Fragestellungen dar.

Durch die Reflexion auf das Denken über die Phänomene dieser Welt erschlossen sich mir persönlich Antworten auf einige der Fragen des Lebens. Das waren wiederum Antworten, die für viele Außenstehende abstrakt bleiben müssen. Gedanken, die in der Konsequenz zur Auflösung allen sicheren Wissens führen. Die man jedoch erst entwickeln muss, um genau das festzustellen. Und dadurch neue und sichere Antworten finden zu können. Meine Antwort auf die Frage im Rahmen der Arbeit war die, dass natürlich der Gewinn philosophischen Denkens über die „letzten Dinge“ davon abhängt, wie man ins Rennen geht. Der Klärung bedurfte für mich was wäre, wenn die „Quantentheorie (in der jetzigen Form) im echt ontologischen Sinn (Übereinstimmung ‚des Denkens mit seinem Gegenstand‘) wahr ist“? Was wird in Form dieser Theorie über die Natur und Wirk-lichkeit, die meine eigene Existenz umfasst, als Ganzes ausgesagt? Für mich lag der Vergleich mit Hegel deshalb nahe, weil für Hegel „das Denken des Denkens“ eine solche Deutung zulässt. Die gefundene Antwort bleibt ohne den Denk-Prozess jedoch „unsagbar“ und für die meisten unverständlich. Aber eben nicht undenkbar, wenn man sich auf das philosophische Abenteuer des Denkens einlässt. Dabei ist eins sicher: Der Prozess verändert nicht nur das Denken – auch das Denken über das Denken.


[1] Die Leitung des Seminars „Quanten verstehen – Zur philosophischen Interpretation der Quantenmechanik“ im Wintersemester 2000/2001 hatte Prof. Dr. Stephan Bauberger S.J. inne. Die zeitlich davor liegende Arbeit mit dem Titel „Hegels Logik und die Ergebnisse der Quantenphysik“ schrieb ich im Rahmen des Seminars „Hegels System nach seiner ‚Enzyklopädie der Philosophischen Wissenschaften‘ (1830) – Lektüre und Interpretation bei Prof. Josef Schmidt S.J. im Sommersemester 1999.

Die Arbeit zu Hegels „bedingtem Realismus“ ist kostenlos zu lesen unter http://www.grin.com/de/e-book/145787/hegels-bedingter-realismus-im-vergleich-zur-epistemischen-interpretation. Die zweite Arbeit ist direkt über meine Homepage unter dem Titel „Hegels Logik und die Ergebnisse der Quantenphysik“ herunterzuladen.