„Die Praxis des E-Coaching verhält sich der technischen Innovationen gegenüber eher konservativ und setzt vorwiegend auf Telefon und E-Mail“.
Das wahlweise große oder kleine E – mit oder ohne Bindestrich – vor einem Begriff signalisiert Modernität und suggeriert die Verwendung großartiger Innovationen wie Chatroom oder Forum. Es bedeutet also, auf der Höhe der Zeit zu sein und besondere Fähigkeiten im Umgang mit Technik zu haben, denn es steht ja für elektronisch. Insofern wird es mittlerweile auch im Rahmen von Beratungsprozessen fast überall als Vorsatz verwendet. [1]Das ist historisch vor allem deshalb interessant, und insofern richtig, weil die ersten Anwendungen für User – und zwar noch weit vor dem Web 2.0 – vor allem Foren waren, über die man … Continue reading So natürlich auch beim Coaching als E-Coaching. Was vor allem meinen dürfte, einen „elektronisch mediatisierten“ Austausch auf Distanz gegenüber einer reinen Face-to-Face Beziehung zu haben. [2]Für die meisten sozialen Beziehungen dürften „technisch mediatisierte Kontakte häufiger als Face-to-Face Kontakte“ sein. Vgl. dazu Nicola Döring, Sozialpsychologie des Internet … Continue reading Was im einfachsten Fall über ein simples Telefon zu realisieren ist, wie auch obiges Zitat zeigt. [3]Das Zitat stammt der Veröffentlichung „E-Coaching: Ein kurzer Bericht aus der Praxis“ von Christian Lippmann & Michael Bruseberg im Coaching Magazin. URL: … Continue reading Im Zuge meiner beruflichen Neuorientierung will ich vor allem meine Ausbildung zum Diversity Coach im Rahmen des Projektes „Chancengleichheit in der Begabtenförderung“ der Hans-Böckler-Stiftung, in Kooperation mit KomDim und dem Netzwerk Wissenschaftscoaching, in den Vordergrund rücken. Und mit dem verbinden, was ich sehr gut kann und mit Leidenschaft tue: Ein Coaching auf technischer Basis organisieren bzw. im virtuellen Raum umsetzen. Natürlich nicht ausschließlich – eher im Sinne einer Art Blended-Coaching. [4]D.h., dass ich ein E-Coaching nicht als Gegensatz oder Ersatz zu einem „normalen“ Coaching betrachte. Eher als eine Ergänzung und zusätzliche Möglichkeit, Coachings sinnvoll anzubieten … Continue reading Das knüpft insofern auch an meine Erfahrungen und Kompetenzen an, als ich bereits sehr früh mit dem Ver.di Projekt „be-online“ machen durfte. Auch hier sollten Beratungsprozesse online abgebildet werden [5]Auch oder vor allem Beratungsprozesse eines betrieblichen Fallberaters nach dem Konzept Fallarbeit, ähnlich einer kollegialen Fallberatung, waren Teil meiner sehr fundierten Ausbildung. und insgesamt eine neue Lehr- und Lernkultur etabliert werden. Ich war immer der Überzeugung, dass das sehr gut funktionieren kann. [6]Leider wurde das Projekt vor dem Test seiner echten Praxisfähigkeit eingestellt. Zudem war die technische Basis damals noch wenig ausgereift. Was vor allem unangenehm lange Zeiten des Ladens und der … Continue reading
Inhalt
Warum das „E“ beim Coaching?
Für mich gibt es mehrere Gründe, warum das E auch beim Coaching sinnvoll sein kann, also ein E-Coaching tatsächlich funktioniert. Dazu möchte ich kurz voranstellen, was Coaching für mich heisst [7]Hier gibt es meine Ausführungen, zusammen mir Ferdinand Haerst, zu den Erfahrungen, die ich während meiner Ausbildung zum Diversity-Coach gemacht habe.: Coaching ist ein Prozess zur Klärung von Zielen und/oder „zur Entwicklung und Umsetzung persönlicher oder beruflicher Ziele und der dazu notwendigen Kompetenzen“ [8]Wikipedia, Coaching.. Im Unterschied beispielsweise zu einer Beratung geht es darum, dass der oder die Coachee in die Lage versetzt wird, die eigenen Handlungsmotive zu erkennen und Ressourcen für das Erreichen eines eigenen Zieles effizient zu nutzen. Genau dabei unterstützt ihn oder sie ein Coach. Ein Coaching soll also im Idealfall „den Einzelnen befähigen, eigenständig und unabhängig Handlungsoptionen zu entwickeln, seine oder ihre bewussten oder unbewussten Motive, Ziele und Werte zu erkennen und anhand dieser Kriterien Entscheidungen zu treffen“. [9]Klier & Haerst 2012, S. 3 Dieser Befähigungsansatz macht ein Coaching so wertvoll und unterscheidet es zugleich von einer Beratung oder einem Consulting. Ein Coaching kann nur in einer vertrauensvollen Atmosphäre gelingen, bei dem Diskretion eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Mögliche Probleme beim E-Coaching
Gerade letzteres scheint ein Problem zu darzustellen. Als Befürchtungen werden oft angeführt, dass ein Telefongespräch zu unseriös sei und Mails als Nachrichten missverständlich, trotz des geschriebenen Textes. Was, wenn man Kommunikationstheorien kennt, aber eben nicht nur auf Mails zutrifft, sondern bei einem Gespräch noch viel mehr zum tragen kommt. In einem solchen jedoch durch die Gestik und Mimik ausgeglichen werden kann, die wiederum beim Telefongespräch fehlen. Wäre also Skype zu nennen, bei dem man, trotz der Distanz, annähernd eine Gesprächssituation Face-to-Face schaffen kann. [10]Vorausgesetzt, man hat technisch die richtigen Einstellungen, was auch die Position der Kamera und den Hintergrund betrifft. Das ist in meinen Augen schon mal ein richtiger Schritt. Aber es gibt eigentlich keinen Grund, dabei stehen zu bleiben. Als großes Manko wird oft auch gesehen, dass eine vertrauensvolle Atmosphäre gegeben sein muss bzw. online schwer aufzubauen sei. Das ist richtig und doch gibt es für verschiedene Menschen sehr unterschiedliche Methoden, sich vertrauensvoll zu öffnen. Für manche mag das sogar nur unter einem Pseudonym bzw. mit einem Avatar an seiner statt möglich sein. Darauf kann E-Coaching eigentlich wunderbar reagieren. Das ist in meinen Augen ein nicht zu unterschätzender zusätzlicher Grund zum Motiv, ein Coaching auf Distanz zu ermöglichen. Letztlich muss der Coachee entscheiden, wie er mit dem Coach umgehen will, was für ihn vertrauensvoll ist und was er aus den gemeinsamen „Sitzungen“ für sich mitnimmt.
Was kann das E beim Coaching bedeuten?
Nun zu den möglichen Methoden. Viele klassische Coaches verstehen wohl unter einem E-Coaching tatsächlich ein Coaching per Mail und/oder Telefon. Diese Variante wäre mir persönlich bei diesem Begriff nicht in den Sinn gekommen. Das hat jedoch damit zu tun, das mir das auch nicht zum Begriff E-Learning einfallen würde. Eine schöne Zusammenfassung dessen, was ein E-Coach können muss, ist folgende: „Zu den Basiskompetenzen eines eCoachs gehören neben der Empathie und der kommunikativen Kompetenz ein ausdifferenziertes Spektrum an Methodenkompetenz und (medien-)didaktischem Know-How. Ein eCoach muss darüber hinaus fähig sein, seine Interventionsmethoden und Techniken auch in die Kommunikation auf Distanz, in den virtuellen Raum ‚zu übersetzen'“. [11]Als Zitat entnommen dem Aufsatz Die sieben Erfolgsfaktoren des eCoaching von Dr. Katja Kantelberg hier. Warum also nicht die modernen Plattformen nutzen, die geradezu darauf angelegt sind, in unterschiedlicher Art und Weise miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen. Also mir fällt zum Thema E-Coaching beispielsweise Adobe Connect als Tool für eine Internetkonferenz ein. Oder auch Moodle als Lernplattform. Am besten in einer Verbindung untereinander und mit ein oder zwei Face-to-Face Sitzungen. [12]Meine eigenen Erfahrungen sind die von Blended-Learning Seminaren. Insofern übertrage ich diese positiven Erfahrungen auf das Coaching. Mit Adobe Connect war es mir zum Beispiel wunderbar möglich, … Continue reading Die Plattformen jedenfalls sind sehr individuell gestaltbar und man kann sich während des Coachings entscheiden, welche Medien man konkret verwendet. Ich habe mir deshalb mal hier auf meiner Webseite eine Moodle-Plattform genau dafür eingerichtet. Adobe Connect kann man ja für jeden einzelnen Fall buchen.
Warum das gerade in der universitären Lehre sinnvoll ist
Ich glaube, dass das größte Handicap bzw. das Hauptvorurteil gegen E-Coaching eine fehlende Medienkompetenz bezüglich Lernplattformen oder internetgestützten Tools ganz allgemein ist. Dabei bieten beispielsweise die universitären Moodle Plattformen oft viele zusätzliche Tools wie etwa Mindmap oder auch die Integration von Adobe Connect. Doch viele wissen einfach nicht, welche genialen Möglichkeiten sich hier auftun. [13]Das knüpft an meine Erfahrungen an, die ich mit dem Einsatz von Moodle in der universitären Lehre mache. Die Plattformen werden zum einen selten wirklich genutzt, und wenn sie genutzt werden dann … Continue reading Möglichkeiten, die in manchen Dingen Präsenzsitzungen überlegen sind, in den meisten Fällen aber anders abgebildet werden müssen. Letztlich leiste ich mir bereits bei meinen Blended-Learning Kursen an der Universität Potsdam diesen Luxus. Auf Moodle arbeite in nämlich beispielsweise sehr gerne mit dem Journal als individuelle Reflexionsmöglichkeit. Sei es nach einer Präsenzeinheit, sei es nach dem Ende eines Kurses, vor allem jedoch als individueller Gesamtrückblick der Studierenden auf den Kurs. Das Feedback der Studierenden zum Einsatz des Journals war überwiegend positiv. Vor allem deshalb, weil sie detailliert nachlesen konnten, was ihre Stärken und Schwächen (in meinen Augen) waren oder sind. Ein Luxus, den sie im normalen Studium eher selten bekommen und der mich in der Realisierung viel Zeit kostet. Zeit, die leider in den Lehrvergütungen dafür nicht bezahlt wird. Deshalb ein letztes Mal zurück zum E-Coaching: Auch hier dürfte sich zeigen, dass sich ein Coaching vollwertig über internetbasierte Lösungen umsetzen lässt. Allerdings dadurch nicht „billiger“ oder einfacher wird. Im Gegenteil: E-Coaching setzt – zumindest zu Beginn – mehr zeitliche Investitionen und eine enorme Methodenkompetenzu auf Seiten des Coaches voraus. Wird dadurch aber noch individueller gestaltbar. Übrigens ganz im Sinne eines Diversity Ansatzes, was das Kommunikations- und Lernverhalten potentieller Coachees betrifft.
Anmerkungen
↑1 | Das ist historisch vor allem deshalb interessant, und insofern richtig, weil die ersten Anwendungen für User – und zwar noch weit vor dem Web 2.0 – vor allem Foren waren, über die man sich über Probleme austauschen konnte und Rat von Menschen gleicher Situation und/oder von ehrenamtlichen Professionals erhielten. |
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↑2 | Für die meisten sozialen Beziehungen dürften „technisch mediatisierte Kontakte häufiger als Face-to-Face Kontakte“ sein. Vgl. dazu Nicola Döring, Sozialpsychologie des Internet (22003), S. 421 |
↑3 | Das Zitat stammt der Veröffentlichung „E-Coaching: Ein kurzer Bericht aus der Praxis“ von Christian Lippmann & Michael Bruseberg im Coaching Magazin. URL: http://www.coaching-magazin.de/artikel/lippmann_christian_bruseberg_michael_-_e-coaching.doc. |
↑4 | D.h., dass ich ein E-Coaching nicht als Gegensatz oder Ersatz zu einem „normalen“ Coaching betrachte. Eher als eine Ergänzung und zusätzliche Möglichkeit, Coachings sinnvoll anzubieten und durchzuführen. |
↑5 | Auch oder vor allem Beratungsprozesse eines betrieblichen Fallberaters nach dem Konzept Fallarbeit, ähnlich einer kollegialen Fallberatung, waren Teil meiner sehr fundierten Ausbildung. |
↑6 | Leider wurde das Projekt vor dem Test seiner echten Praxisfähigkeit eingestellt. Zudem war die technische Basis damals noch wenig ausgereift. Was vor allem unangenehm lange Zeiten des Ladens und der Reaktion bedeutete. Aber die Idee war sehr gut, was sich auch in den Zielen des Projekts widerspiegelt. |
↑7 | Hier gibt es meine Ausführungen, zusammen mir Ferdinand Haerst, zu den Erfahrungen, die ich während meiner Ausbildung zum Diversity-Coach gemacht habe. |
↑8 | Wikipedia, Coaching. |
↑9 | Klier & Haerst 2012, S. 3 |
↑10 | Vorausgesetzt, man hat technisch die richtigen Einstellungen, was auch die Position der Kamera und den Hintergrund betrifft. |
↑11 | Als Zitat entnommen dem Aufsatz Die sieben Erfolgsfaktoren des eCoaching von Dr. Katja Kantelberg hier. |
↑12 | Meine eigenen Erfahrungen sind die von Blended-Learning Seminaren. Insofern übertrage ich diese positiven Erfahrungen auf das Coaching. Mit Adobe Connect war es mir zum Beispiel wunderbar möglich, Englisch zu lernen. Über die Internetplattform EnglishTown, das diese Lösung für einen gemeinsamen „Unterricht“ nutzt. |
↑13 | Das knüpft an meine Erfahrungen an, die ich mit dem Einsatz von Moodle in der universitären Lehre mache. Die Plattformen werden zum einen selten wirklich genutzt, und wenn sie genutzt werden dann oft falsch verstanden. Beispielsweise als reine Ablagemöglichkeit von Dokumenten. |